Nikolaus Biesel

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Nikolaus Biesel (* 13.08.1894/ + 24.06.1916)

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Der Schlosser Nikolaus Biesel (der Hausnamen ist: „Schommersch“, später auch „Biesels“ im „Unnerschden Ecken“ genannt) ist laut Ortschronik bei der 6. Batterie des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 8 bei der 42. Division der XXI. Armee (gemeint ist wohl: des XXI. Armeekorps) in Koblenz als Kanonier (Rekrut) ausgebildet worden; am 23.04.1915 wurde er mit seinem Regiment an die Ostfront geschickt (dort zur 2. Abteilung der 6. Batterie). Gemeint ist sicherlich das Rheinische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 8, das zum XXI. Armeekorps in Saarbrücken gehörte und der 42. Feldartillerie-Brigade in Saarbrücken unterstellt war.

Laut Ortschronik ist er geboren am: 12.08.1894 und gestorben am 23.06.1916.

Nikolaus Biesel, Fotoarchiv: Werner Mai

Die Lebacher Familienbücher erfassen ihn unter dem Eintrag Nr. 336 als Sohn von Peter Biesel (* 24.12.1860/ + 29.08.1934) und Barbara Bettscheider (* 05.03.1866 in Falscheid/ + 05.12.1943 in Lebach). Tszhetwerez wird als Todesort genannt. Diesen Ort kann man allerdings im Internet nicht finden. Vielleicht handelt es sich um einen Schreibfehler.

Ich habe eine literarische Quelle gefunden, durch die man diesen Ort anhand der Geschichte bzw. des Einsatzes seines Regiments im 1. Weltkrieg ausfindig machen kann:

Sommerbrodt, Heinz: Das Feldartillerie-Regiment von Holtzendorff (1. Rheinisches) Nr. 8 im Weltkriege 1914 – 1918. Mit 55 Kartenskizzen, 7 Karten und 140 Bildern. Groß – Wartenberg, Waldemar Große, 1930, 1. Aufl., 519 Seiten.

Besser aber noch ist die Angabe, die in der Ortschronik zu finden ist. Dort sind die Briefe niedergeschrieben, in denen die Eltern über die Todesumstände informiert wurden. Als Grabstätte wird der Ort „Mazuty“ genannt. Mazuty liegt jetzt im polnischen Teil Ostpreußens direkt an der Grenze zum russischen Teil Ostpreußens und heißt: Mażucie. Mazuty liegt in den Masuren (Ermland). In den Verlustlisten seines Regimentes wird Nikolaus Biesel aufgeführt. Dort wird als Todesort Worsy (Westgalizien) genannt.

Zum kriegsgeschichtlichen Hintergrund: Im Juni 1915 bereitete die deutsche Armee eine Offensive im Gebiet von Weichsel und Bug vor, welche im August 1915 mit der Eroberung von Warschau und Brest-Litowsk endete.

Peter Adam hält die Todesnachricht in der Ortschronik (S. 182f) fest:

Am 23. Juni 1916 starb den Heldentod Nikolaus Biesel von hier. Die Nachricht über den Tod dieses Helden gibt sein Wachtmeister seinen Eltern durch folgenden Brief (wörtl. Abschrift):

Ruhsland, d. 25.6.16

An Familie Biesel – Niedersaubach

Den Eltern und Angehörigen des Kan. Nik. Biesel zur Nachricht, dass Ihr Sohn, der Kan. Nikol. Biesel, am 23.6.16, nachts 1 Uhr, beim Einfahren von Munition in die Stellung von einer feindlichen Kugel in die Brust getroffen (Lungenschuss), schwer verwundet dem Arzt des III. Btl. 136 übergeben wurde. Am selben Morgen 6 Uhr ist er an den Folgen seiner Verwundung gestorben. Seine Beerdigung findet heute, Sonntag, den 25.6.16, 5 Uhr nachmittags, in seinem bisherigen Standquartier statt. Ein Geistlicher ist zugegen und wird Ihren Sohn mit allen militärischen Ehren begraben. Ein Bild von seiner Beerdigung werde ich Ihnen nächstens übersenden.

Er war ein treuer, tapferer Soldat und hat auf dem Feld der Ehre seinen Heldentod gefunden.

Ehre seinem Andenken!

Dieses zeigt Ihnen mit herzl. Beileid an:

Wachtmeister Klohs – 6. Battr. F.A.8

Über das Begräbnis des genannten Helden schreibt derselbe Wachtmeister an die Eltern:

Teile Ihnen mit, dass ich Ihren Sohn Nik. am Sonntag schön mit allen militärischen Ehren habe beerdigen lassen. Der kath. Pfarrer hat eine schöne, zu Herzen gehende Rede gehalten. Aus Job: Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, usw. Einen einfachen Holzsarg, seine Uniform hat er mit ins Grab bekommen. Nachdem der Sarg versenkt war, zu Ehren 3 Salven übers Grab. Im Sarg lag er da wie lebend, so frisch, und lächelte. Habe ihn sehr lang anschauen müssen, und denke heute noch mit herzl. Beileid an seine Lieben daheim.

Anbei lege ich Ihnen 2 Aufnahmen von seiner Beerdigung bei. 2 schöne Kränze aus Tannen und frischen Wiesenblumen schmücken sein schlichtes Soldatengrab. Hier liegt er schön mit Rasen belegt, auf dem Friedhof von Mazuty. Demnächst wird ein Kreuz mit Inschrift sein Heldengrab zieren.

Indem ich Ihnen meinen und des Herrn Hauptmann Trost zuspreche, verbleibe ich in freundschaftlicher Erinnerung

Ihr Klohs, Wachtmeister 6/8

Bei der nächsten Sendung schicke ich das Geld des Nik. B. mit.

Trostbrief des Hauptmanns Hermanni, Hauptmann des N. B., an dessen Eltern:

Sehr geehrter Herr Biesel!

In dem so schweren Schicksalsschlag, den Sie durch den Verlust Ihres Sohnes erlitten haben, spreche ich Ihnen im Namen der Batterie mein aufrichtiges Beileid aus. In treuer Pflichterfüllung hat er den Heldentod gefunden. Ich verliere in ihm einen meiner besten Soldaten.

Wir haben die Leiche heute an einer sehr schönen Stelle beerdigt. Der Pfarrer sprach andachtsvolle, ergreifende Worte.

Der Herr tröste Sie und Ihre Familie!

gez. Hermanni, Hauptmann

Ernst Schmitt hält in seinem Lebacher Gefallenenbuch fest, Baptist Schäfer (Grawen Battis) habe berichtet, Schommersch Nickel (Nikolaus Biesel) kurz vor dessen Tod am 16. Juni in den Masuren zufällig getroffen zu haben: „In Ruhestellung ausgangs März 1915 nach der Masurenschlacht stand plötzlich Schommersch Nickel aus Niedersaubach vor mir. Wir trafen uns öfters, letztmalig am 14.06.1916, 2 Tage vor meinem Urlaubsbeginn. Nickel gab mir ein Päckchen für seine Mutter mit, das ich ihr am folgenden Sonntag übergab. An diesem Tag wurde Nickel beigesetzt. Nach Urlaubsrückkunft besuchte ich sein Grab, nicht weit von meinem Bunker. Mit meinen Kameraden setzten wir ein schönes Holzkreuz auf sein Grab. Später bereicherten wir das Grab mit einer Emaille-Platte, von seinen Angehörigen aus Niedersaubach nachgereicht.“ Laut Ernst Schmitt ist Nikolaus Biesel am 24.06.1916 in den Masuren gefallen.

Die Frage ist nun, ob Nikolaus Biesel in den Masuren (Mazuty) oder in Westgalizien (Worsy) gefallen ist. Weil Baptist Schäfer (Grawen Battis) wohl auch die Masuren als seine Grabstätte genannt hat, spricht viel für das Ermland.

Nikolaus-Biesel_Totenbildchen

Totenbildchen von Nikolaus Biesel; Archiv: Manfred Mai

Nikolaus-Biesel_Totenbildchen_Rueckseite

Rückseite seines Totenbildchens

Vielleicht ist die Verlustliste seines Regimentes bei der Bezeichnung der Grabstätte fehlerhaft gewesen.

Ein Gedanke zu „Nikolaus Biesel

  1. In den „Deutschen Verlustlisten“ sind Biesel, Nikolaus, 9.Kp IR 329 und Biesel, Nicolaus,6.Batt. FAR 8 erwähnt:
    Lt. VL 786, S.10117 v. 13.11.1915 wurde Nikolaus B. aus Rümmelbach leicht verwundet;
    lt. VL 1036, S.13237 v. 5.7.1916 ist Nicolaus B. aus Niedersaubach gefallen.

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