Theaterverein EINIGKEIT

Ein Jahr nach Beendigung des zweiten Weltkrieges war der Wunsch in der Bevölkerung nach einer Rückkehr in ein normales, friedliches Leben sehr groß. Man wollte wieder einer geregelten Arbeit nachgehen, man wollte aber auch miteinander feiern oder gemeinsame Interessen pflegen. Gemeinsame Interessen wurden zur damaligen Zeit fast ausschließlich über Vereine organisiert. Wenn in einem Dorf Persönlichkeiten vom Ideenreichtum und Tatendrang eines „Grawen Jupp“ eine Lücke im Angebot entdeckten, so konnte es nicht lange dauern, bis ein neuer Verein den bestehenden Kreis bereicherte.

Es sei noch erwähnt, dass es bereits in den Jahren 1930 bis 1935 ein Vorläufer  unter dem Namen Theaterverein „Einigkeit“  firmierte. Von diesem Vorläufer, der sich 1935 automatisch auflöste, liegen uns keine schriftlichen Dokumente vor.

Wer Jupp noch persönlich kennen lernen durfte, wundert sich nicht, dass er das Theaterspiel als bereicherndes Element für sich und das Dorf entdeckte. Doch lassen wir ihn selber sprechen:

Nach vorheriger, reiflicher Überlegung war ich zu dem Entschlusse gelangt, unserem kleinen Dorfe durch die Gründung eines Theatervereins den im gebührenden Platz unter den anderen Dörfern der näheren Umgebung zu verschaffen. Leider stieß ich hierbei auf Umstände und Schwierigkeiten, die ein Umsetzen … .“ (das Zitat einfach anklicken, um zum Dokument zu kommen)

Da unsere Heimat in dieser Zeit unter französischer Besatzungshoheit stand, die alle Aktivitäten sehr genau beobachtete und reglementierte, wundert es nicht, dass der geplante Verein sich zunächst die Zustimmung (einfach anklicken, um zum Dokument zu kommen) bei Monsieur le Colonel Dutrou, Délégué du Cercle de Sarrelouis einholen musste. Beigefügt waren auch die ersten Statuten in französischer und deutscher Sprache. Nachdem der Gründungsversammlung nichts mehr im Wege stand, musste über das Bürgermeisteramt Lebach die Genehmigung der Vereinsgründung bei der Militärregierung Saarlouis beantragt werden. Die Genehmigung Gründungsversammlung wurde auf den 12. Oktober 1946 festgesetzt. Unter Leitung des Gründungsausschussvorsitzenden Josef Schäfer (Grawen Jupp) wurde der Theaterverein „Einigkeit“ von 34 Mitgliedern gegründet. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung Josef Schäfer. Er dankte der französischen Militärregierung ausdrücklich, die das während der Nazizeit außer Kraft gesetzte Vereinsrecht durch Verordnung wieder hergestellt hatte. erfolgte am 30. September 1946. Die

Da der Theaterverein „Einigkeit“ ordnungsgemäß gegründet war, könnte man denken, dass er nun den Spielbetrieb aufnehmen konnte. So einfach war das Leben damals allerdings nicht. Bevor die erste Aufführung inszeniert werden konnte, musste wieder bei der Militärregierung in Saarlouis eine Genehmigung eingeholt werden.

 

Aus dem Spielbetrieb

Das erste Stück, das an der Martinikirmes zur Aufführung gelangte, war ein Volksschauspiel mit dem Titel „Lebensstürme“. Aus dem Tagebuch von Josef Schäfer: „Am 10. November um 19.00 Uhr beginnt der große Moment, in dem sich der Vorhang zum ersten Male öffnet.  ‚Lebensstürme‘ ersetzt die Zuschauer in atemberaubende Spannung! Ein Erfolg, wie er nie vorauszusehen war! Begeisterung über Begeisterung.“

Bereits zu Weihnachten im Jahre 1946 wurde an beiden Feiertagen das Drama „Die Braut des Wilderers“ im Gasthaus Krohn aufgeführt. Auch hier musste zuvor der Militärregierung ein Genehmigungsgesuch und das Manuskript zugeschickt werden. Das Hohe Kommissariat behielt sich bis ins Jahr 1950 Genehmigungen zu allen Veranstaltungen vor, seien es Theateraufführungen, Jahreshauptversammlungen oder Vergnügungsveranstaltungen.

Aus dem Tagebuch von Josef Schäfer : „Am 25. und 26. Dez. ist es Die Braut  des Wilderers, die mit ihrem hochdramatischen Inhalt das Publikum tief erschüttert. Am 12. Januar 1947  sind es wieder die ‚Lebensstürme‘, die in dem zum Bersten gefüllten Saal größte Begeisterung hervorrufen. Dann kam das Osterfest am 6. Und 7. April 1947. Am Grabe der Liebe‘ betitelte sich das neue Programm, welches wohl als Glanzleistung bezeichnet werden kann. Der zweiten Aufführung folgte eine dritte am 20. April. Und wieder ein Bombenerfolg!“

Auszug aus der Saarbrücker Zeitung:

Niedersaubach, T h e a t e r a b e n d.  An beiden Osterfeiertagen stellte sich der hiesige Theaterverein „Einigkeit“ in dem bis zum allerletzten Platz gefüllten Saale der Gastwirtschaft Krohn wieder mit einem neuen Programm vor. In wirklich packender und hinreißender Weise gelangte vor einem begeisterten Publikum das Schauspiel „Am Grabe der Liebe“ zur Aufführung. Die einzigartigen Leistungen der Schauspieler, durch eine sehr geschmackvolle Bühnenausstattung wundervoll umrahmt, wurden durch langanhaltenden Beifall der Zuschauer reichlich belohnt.

Am 8. Mai 1947 gibt der Theaterverein eine Gastvorstellung zu Gunsten der Arbeiterwohlfahrt Lebach im Kinosaal. Der Abend war ein großer Erfolg bei ausverkauftem Saale.

 

Kulturverein „In Treue fest“

Am 24. April 1947 waren laut Anordnung der Militärregierung alle Kunst- und Kulturvereine neu zu organisieren.

Der Theaterverein musste sich auflösen und in einen Kulturverein überführt werden. Das Procedere: Hierzu wurde zunächst die Genehmigung beim Kommandanten in Saarlouis eingeholt werden. Nach dessen Erlaubnis wurde am 22. Mai 1947 eine Gründungsversammlung einberufen. Laut Tagesordnung wurden die Statuten festgesetzt und durch die Versammlung bestätigt, ein neuer Vorstand gewählt und der neue Verein durch den Vorstand übernommen. Das Protokoll zur Gründungsversammlung und die neu verfassten Statuten waren wieder der Militärregierung zuzuleiten. Am 22. September wurden die geplanten Aktivitäten für das kommende Jahr eingereicht. Der Kulturverein „In Treue fest“ gliederte sich in die Sparten Theater und Musik. Es mussten alle Veranstaltungen – Theateraufführungen, Versammlungen, Bunte Abende, Fahrten – bei der Militärregierung beantragt werden.

 

Aus dem Spielbetrieb

Am 9. Oktober 1947 bat der Vorsitzende Josef Scherer um die Genehmigung zur Aufführung des Dramas Die Toten stehen auf. Die Aufführung war so erfolgreich, dass man beantragte, auch in Steinbach im Saale Graf und in Lebach im Kinosaal gastieren zu dürfen. Der Theaterverein Niedersaubach war mittlerweile in der Region bekannt und spielte vor vollen Sälen.

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In der Folgezeit führte man im Januar 1948 das Lustspiel „Robert und Bertram die ulkigen Galgenvögel“ auf.

 

Dokumentation der Jahreshauptversammlungen aus einer bewegten Zeit

Die Jahreshauptversammlungen wurden protokolliert und mussten bis 1951 der Militärregierung in Saarlouis und später mit Angabe der Tagesordnung beim Gemeindevorsteher beantragt und vorgelegt werden.

Hier einige Beispiele: 1950, aus 1951 liegen nur 2 Genehmigungen des Bürgermeisters und eine Mitgliederliste vor.

Im Jahre 1953 kam es zur Trennung der Sparten Theater und Gesang, der Kulturverein löste sich auf. Im Protokoll vom 14. Juni 1953, das an das Bürgermeisteramt geleitet wurde, wurde die Auflösung von Seiten des Männergesangvereines beschlossen. Am 20. Oktober 1953 stellte Josef Schäfer an das Landratsamt den Antrag auf Genehmigung einer Gründungsversammlung, um den ehemaligen Theaterverein wieder ins Leben zu rufen. Vom Theaterverein „Einigkeit“ wurde ab dem 20. Oktober 1953 ein Beschlussbuch geführt,  das am 26.1.1964 mit dem Protokoll Nr. 35 endet. Im Folgenden werden Beschlüsse mit der Seitenzahl des Beschlussbuches angegeben. Auf Seite 2 des Beschlussbuches ist die Wiedergründung des Theatervereines am 25. Oktober 1953 unter seinem ursprünglichen Namen dokumentiert.

1954 wurde noch einmal der Versuch unternommen, beide Sparten wieder unter einem Dach zu vereinen. Der Theaterverein wollte das kulturelle Leben innerhalb der Dorfgemeinschaft wieder „heben“ und richtete am 20. August 1954 ein Fusionsangebot an den Männergesangverein. Dieses Angebot wurde vom Männergesangverein positiv aufgenommen. Mit Schreiben vom 19. Oktober 1954 erklärte man sich grundsätzlich mit einer Fusion einverstanden. In der Folgezeit kam es offensichtlich zu Irritationen, wie sich aus dem Protokoll Nr. 8, Seite 11 des Beschlussbuches ergibt. Die Fusion erfolgte nicht mehr. Beide Vereine waren aber an einer gedeihlichen Zusammenarbeit interessiert. Die Kooperation erfolgte im Wesentlichen bei Fastnachtsveranstaltungen, Kappensitzungen.

 

 

Aus dem Spielbetrieb

 

Die Schlacht in der Wolweskaul

1954 war das Jahr, in dem das Mundartstück Die Schlacht aan der Wolweskaoul (den Titel einfach anklicken, um zum Drehbuch zu kommen)uraufgeführt wurde. Dieses Spiel hatte der Vorsitzende des Theatervereines Grawen Jupp verfasst. Mit diesem Stück, das Anfang des 19. Jahrhunderts in Saubach spielte, trug sich der Autor für immer in die Geschichte unseres Dorfes ein. 9 Darsteller des Vereines führten das Spiel zum ersten Mal an den beiden Osterfeiertagen im Gasthaus Krohn vor vollem Haus auf.

Die Schauspieler:

Georg Bachmann, genannt „Dragonerschorsch“: Alfons Krämer

Krischan Neubauer, Bürgermeister: Oskar Schäfer

Pittchen Altmeyer, Schneider: Norbert Bauer

Louis Eisenbarth, Schmied: Erwin Schmidt

Kloos Dompenberg, Gemeindediener: Norbert Gross

Hannes vaan der Heck, genannt Heckenhannes, Wirt: Hans Schedler

Matz Bösenberg, Bauer von Rümmelbach: Josef Schäfer

Gret Bösenberg, seine Frau: Anni Schäfer

Malchen Bösenberg, beider Tochter: Röschen Willems

Nach einer dritten Aufführung im Oktober interessierte sich auch Radio Saarbrücken für das Mundartspiel. Aus dem Beschlussbuch (Seite 12): „Das nach dem Theaterspiel verfasste Hörspiel Der letzte Wolf wurde von Radio Saarbrücken angenommen. Nach Rücksprache mit dem Verfasser, Josef Schäfer, hat Herr Lenz von Radio Saarbrücken die Dialekt-Sprechrollen dem Theaterverein „Einigkeit“ übertragen. Die Spieler erklärten sich bereit, das Angebot zu akzeptieren. Die Tonaufnahmen erfolgen in nächster Zeit.“ Im Beschlussbuch wird Seite 16 berichtet, wie Herr Lenz sich im Vereinslokal mit den Spielern traf und ihnen auch für das Hörspiel die Rollen übertrug. Die Spieler wurden am am 12.12.1954 mit dem Bus nach Saarbrücken gebracht, um das Spiel im Sendehaus aufzunehmen. Herr Lenz zeigte sich sehr zufrieden mit den Leistungen der Sprecher und stellte in Aussicht, dass Radio Saarbrücken auch in Zukunft mit der Saubacher Laienspielschar zusammenarbeiten könne. Das Hörspiel sollte am 28. Februar 1955 gesendet werden. Die Spieler erhielten ein Honorar von 2000 frs.

In dem Hörspiel Der letzte Wolf übernimmt ein Sprecher die Aufgabe, die Zuhörer in die Zeit um 1816 in dem kleinen Dörfchen einzuführen und gekürzte Passagen zu überbrücken: Niedersaubach im Jahre 1816 …. Nach den langen unruhigen Jahren des Napoleon-Krieges ist nun endlich wieder Ruhe und Frieden in das kleine, 12 Häuser zählende Dörfchen eingekehrt. Doch da überschlagen sich die Ereignisse. Der mittellose Dragonerschorsch aus Saubach verliebt sich in die Tochter eines reichen Rümmelbacher Bauern, womit dieser ganz und gar nicht einverstanden ist. Er setzt die Saubacher Bauern unter Druck, damit diese der Liaison ein Ende setzten. Das bringt ebenso viel Unruhe ins Dorf, wie ein streunender Wolf, gegen den die „tapferen Helden“ des Dorfes auf königliche Anordnung zu Felde ziehen müssen.

Das durch das Hörspiel nun bekannte Spiel wurde am 20. März 1955 in Schmelz- Bettingen mit großem Erfolg aufgeführt. Aus dem Beschlussbuch: „Der Erfolg war stimmungsmäßig sehr gut, ein gutes Theaterpublikum spendete den Leistungen der Spieler stürmischen Applaus.“

Die Schlacht in der Wolweskaul war nicht das einzige Stück von Josef Schäfer. Er schrieb auch einige Lustspiele, die ebenfalls vom Publikum gefeiert wurden:

Et es alt datt (1954)

Et gett nur um de Sach (08. Mai 1955)

Die japanisch Ferkelzucht (17. Juli 1955)

Es hat geschnackelt (1956)

 

Die Schauspieler auf großer Fahrt

Bereits im Jahr 1951 plante man eine Fahrt an die Mosel. In den Unterlagen findet sich noch ein Brief an den Bürgermeister von Schweich. Der Kulturverein kündigt in diesem Brief eine Fahrt nach Schweich an und bittet um die Vermittlung eines Kontaktes mit einem kulturellen Verein. Wie das beiliegende Kuvert belegt, beantwortete der Verein für Verkehr und Heimatpflege den Brief des Niedersaubacher Kulturvereines. Leider ist das Antwortschreiben nicht mehr auffindbar. Im Anhang befindet sich auch eine Liste der Teilnehmer zwecks Beantragung eines Sammelvisums.

 

Fahrt an die Mosel 1959

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Der Amtsschimmel

Der Verein musste sich nicht nur mit den Franzosen wegen irgendwelcher Lappalien herumschlagen, sondern auch mit den Behörden im Saargebiet, wie anhängende Dokumente belegen. Mal ging es um die Genehmigung Lustbarkeitssteuer (!) erhoben. In einem Schreiben vom 31.01.1951 wird um die Befreiung von der Lustbarkeitssteuer nachgesucht. eines Theaterabends, mal um die Erlaubnis, eine Versammlung abhalten zu dürfen. Man glaubt es kaum, aber von behördlicher Seite wurde auf alle Veranstaltungen eine

 

Aus dem Spielbetrieb in den Jahren 1955 bis …

Da die Saarabstimmung im Jahre 1955 auch in unserem Dorf hohe Wellen schlug, beschloss man, alle Aufführungen während der Wahlkampfzeiten auszusetzen. Die erste Aufführung erfolgte an Weihnachten 1955 mit dem Volksschauspiel Verlorene Heimat. Dieses Stück war so erfolgreich, dass man es am 6.1.1956 im Saale Sträßer in Lebach aufführte.

In der Mitgliederversammlung am 15.1.1956 gab der Vorsitzende Josef Schäfer einen Rechenschaftsbericht über die vergangene Saison. Er führte aus, dass der Verein sechsmal an die Öffentlichkeit getreten sein, davon allein dreimal auswärts. Ferner erwähnte er auch die zwei Kappensitzungen, die gemeinsam mit dem Männergesangverein durchgeführt wurden. Außerdem beschloss man in dieser Versammlung, auch auswärtige Spieler in den Verein aufzunehmen.

Im März 1957 wurde das Schauspiel in 3 Akten Ein Mann steht durch von Dörfler aufgeführt.

Die Rollen waren wie folgt besetzt.:

Oskar Graßhof, Fabrikbesitzer: Josef Schäfer

Hanna, seine Frau: Gerda Groß

Marianne, seine Tochter: Cilly Schwinn

Kurt, sein Sohn: Arnold Schaefer

Peter Dirks, Direktor: Ludwig Reiher

Georg Schmidt, Diener: Erwin Schmitt

Fritz Boggelmann: Norbert Bauer

Fred Eicholz: Alfons Krämer

Josef Schäfer, Gerda Groß und Ludwig Reiher

Josef Schäfer, Cilly Schwinn, Gerda Groß und Ludwig Reiher

An den beiden Osterfeiertagen wurde das Lustspiel in 3 Akten Sturm im Maßkrug von Straßer-Lang aufgeführt.

Rollenbesetzung:

Sanna Dobmeier, Gastwirtin: Hildegard Endres

Christl, deren Tochter: Roswitha Willems

Andreas Hofbauer, Viehhändler: Ludwig Reiher

Severin, dessen Sohn: Alfons Krämer

Leni, Kellnerin und Magd: Gisela Reiher

 

Wer kennt die Schauspielertruppe?

Werner Schmidt