Diese Seite ist insbesondere unseren gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges gewidmet.
Ich möchte an die entsetzlichen Schicksale unserer jungen Männer erinnern, damit ihr Andenken nicht verloren geht und ihr Tod uns immer ermahnt, für Frieden und Völkerverständigung in Europa einzustehen und die wunderbare Friedensgeschichte der europäischen Einigung nach den großen Kriegen nicht gering zu schätzen.
Eine hervorragende Quelle für die Aufarbeitung des 1. Weltkrieges, wie er in Niedersaubach und Rümmelbach erlebt wurde, ist die vom damaligen Dorfschullehrer, Peter Adam, geführte Ortschronik. Dabei mögen die damals gewählten Worte heute etwas fremd klingen; aber man muss sie wohl verstehen aus der anfänglichen Kriegseuphorie heraus, wie sie vor allem bei Kriegsausbruch in ganz Deutschland bei (fast) allen Parteien geherrscht hatte – und später mehr und mehr angesichts von Tod, Hunger und Not der Ernüchterung Platz machte.
Bevor ich mich den Gefallenen zuwende, lassen wir zunächst einmal Peter Adam den Kriegsausbruch 1914 festhalten:
„In sehr große Aufregung brachte die Kriegserklärung vom 1. August unser Dorf. Dieselbe wurde gegen Abend durch die Ortsschelle bekannt gemacht. In Gruppen standen die Männer und Frauen beisammen und besprachen das furchtbare Ereignis. Manches starke Kraftwort gegen die Feinde konnte man vernehmen, wie: die Lumpen, die Räuber etc.; wir werden sie schon dreschen, lasst sie kommen etc. Viele Wochen hindurch kamen gegen Abend Bekanntmachungen (Kriegsbek.) durch die Ortsschelle, wodurch jedes Mal ein Angstgefühl bei der Bevölkerung hervorgerufen wurde. In den ersten Tagen der Kriegserklärung wurde eine freiwillige Bürgerwehr eingesetzt, um das Dorf, namentlich den Brunnen, vor Schaden und Vergiftung zu schützen. Aber nichts Verdächtiges, auch kein Auto, zeigte sich, und die Bürgerwehr wurde wieder aufgehoben. Die meisten Pferde und Wagen wurden von der Militärbehörde requiriert. Wegen Mangel an Leuten, Arbeitstieren und Wagen musste inzwischen die Ernte verlangsamt werden. Statt der Pferde mussten die Kühe angelernt und angespannt werden, und so half man sich gegenseitig bei der Ernte mit Leuten und Gespannen. Glücklicherweise herrschte während des ganzen Herbstes hindurch sehr günstiges Wetter, sodass die Ernte sehr gut und zeitig eingebracht und die Aussaat gut bestellt werden konnte. …
Von den ersten Kriegsunruhen haben wir hier gar nichts weiter wahrgenommen, als dass in hiesiger Gemeinde zweimal Einquartierung war: 1 Abt. Ulanen 4 Tage und eine Komp. Infanterie (Grenadiere) ½ Tag. Letztere kamen nachmittags gegen 2 Uhr hier an, bezogen ihre Quartiere und wurden schon gegen 11 Uhr nachts alarmiert zum Abmarsch. An ruhigen, windstillen Tagen konnte man das fürchterl. Dröhnen der Kanonen von Westen her recht deutlich Schuss für Schuss wahrnehmen. Die Erde erbebte buchstäblich, und ein unheimliches Angstgefühl bemächtigte sich eines jeden. Daher herrschte auch bei den Einwohnern in den ersten Wochen eine gewisse Arbeitsunlust und Mutlosigkeit wegen der Ungewissheit der deutschen Erfolge und eines etwaigen Einfalls der Franzosen. Allabendlich wird vom Kriegsanfang an der Rosenkranz in der hiesigen Kapelle gebetet. Recht zahlreich versammeln sich hier Groß und Klein, Arm und Reich zur Erflehung eines ruhmreichen Sieges. Nach dieser Andacht war anfangs vor der Kirche gewöhnlich noch eine Volksversammlung, in der die neuesten Nachrichten –meistens waren es ja nur erfreuliche – besprochen wurden. Mancher alte Veteran von 1870 konnte da recht redselig und begeistert werden, wenn die alten Namen aus Frankreich wieder erwähnt wurden. Stundenlang konnte man diesen Gesprächen von früheren Heldentaten und persönlichen Ansichten über den etwaigen Verlauf des Krieges gespannt zuhören – oft bis gegen Mitternacht -, wodurch natürlich auch bei der jetzigen Jugend ein gewaltiger Patriotismus und frohe Siegeszuversicht wachgerufen wurde. Die gewöhnliche Ordnung trat wieder ein, jeder ging wieder zuversichtlich an seine Arbeit mit dem frohen Bewusstsein, dass unsere gerechte Sache in guten und bewährten Händen liegt.“ (Ortschronik, S. 170f)
Und das bekannte schmerzliche Ende 1918 will ich mit den Notizen von Peter Adam vorweg nehmen:
„In der Zeit vom 16. bis 23. November hatte unser Dorf Einquartierung von unseren zurückmarschierenden Truppen. Gegen Abend kamen die Soldaten von Lebach her und suchten Unterkunft für Mann und Pferde. Alle Häuser waren immer stark belegt. Verpflegung hatten sie mehr als genug bei sich. Gekocht wurde auf den mitgeführten Feldküchen. Einmal waren sogar 1000 Mann unterzubringen. Im geräumten Schulsaal lagen über 50 Mann auf Stroh. Die Wohnung des Lehrers war vom Keller bis zum Speicher belegt. Bei allen herrschte mustergültige Manneszucht. Auch führten sie Schlachtvieh mit, eine Abteilung hatte sogar 23 Rinder bei sich. Drei derselben wurden an einem Tag vor der Schule auf der Wiese abgeschlachtet. Am anderen Morgen zogen unsere tapferen Helden über Lebach weiter nach Tholey – St. Wendel – Kaiserslautern, dem Rhein zu, wo sie am 5. Dez. eintreffen müssen. Mit bitterem Weh haben wir unsere tapferen Truppen scheiden sehen. Am Sonntag, den 1. Dezember, kamen die ersten frz. Truppen in Autos und Wagen nach Lebach. Unter Fanfarengeschmetter hielten sie ihren Einzug in guter Haltung mit großem Tross und zahlreichem Geschütz. Es ereigneten sich keine Zwischenfälle. Die Jugend beteiligte sich auf ihre Art, und auch mancher Erwachsene ließ sich das Ständchen der französischen Militärmusik auf dem Marktplatz gern gefallen. Vielen mag es auch wie ein Erwachen aus schwerem Traum erschienen sein. So schaute auch das Gasthaus Klein verwundert nieder auf das ungewohnte Treiben zu seinen Füßen und konnte es scheinbar nicht begreifen, dass die Trikolore an seiner Fassade flatterte. War es doch in Friedenszeiten so oft Quartier deutscher Heerführer gewesen (sic transit gloria mundi). Nach Niedersaubach kam die erste Einquartierung franz. Inf. (1 Bat.) am Mittwochnachmittag zwischen 3 und 5 Uhr. Die Bevölkerung hielt sich korrekt und zurückhaltend. Untergebracht wurden die Mannschaften in Haus, Scheune und Stallung. Verpflegung beanspruchten sie keine. In Rümmelbach lagen ebenso viele. Im Schulsaal lagen 9 Mann auf Stroh, 1 frz. Offizier in der Wohnung des Lehrers. Am Morgen des 5. Dezember zwischen 7 u. 8 Uhr zogen sie hier dem Aschbacher Weg nach an der Schule vorbei nach Aschbach weiter wie unsere Truppen. Der ganze Durchmarsch verlief in aller Ruhe und Ordnung.“ (Ortschronik, S. 195f)
Peter Adam listet die Kriegsteilnehmer akribisch auf. Zusätzlich habe ich seine Einträge mit denen von Ernst Schmitt (Der Erste Weltkrieg: Die Kriegsgeschichte – Das Leben in der Heimat – Mitkämpfer und Gefallene, Lebach 1998) verglichen. Zuletzt habe ich die auf den Gedenktafeln in der Antoniuskapelle vermerkten Namen der Gefallenen daneben gelegt. Es tauchten dabei kleine Widersprüche auf, die ich vorerst nicht auflösen kann.
Die Erinnerungstafeln in der Antoniuskapelle wurden von Pastor Hermann Ludwig Meiser angebracht. Er übernahm dabei die Namen von unschönen Marmortafeln (die beseitigt wurden), welche wohl nach dem 1. Weltkrieg angebracht worden waren.
Die Ergebnisse habe ich überblicksmäßig in 2 Tabellen eingetragen, wobei die Ungereimtheiten gekennzeichnet sind:
Peter Adam hat in der Ortschronik 44 Niedersaubacher und 8 Rümmelbacher Soldaten notiert. Ich habe noch 2 Namen hinzu gefügt, die auf den Gedenktafeln in der Antoniuskapelle vermerkt sind: Wilhem Brill und Wilhelm Schäfer. Warum die beiden Namen in der Ortschronik nicht auftauchen, kann ich jetzt noch nicht erklären. Eine offene Frage ist im Moment noch, warum in unserer Kapelle Johann Schmitt und Michael Schmitt nicht wie in der Ortschronik Johann Schmidt und Michael Schmidt geschrieben werden. Außerdem ist mir nicht klar, welcher Johann Riehm in unserer Kapelle als Gefallener aufgeführt ist und ob Peter Adam tatsächlich 4 verschiedene Johann Riehm erfassen wollte. Weil er seine Liste anfänglich nicht fertig gestellt hatte und später erst fortführte, glaube ich, dass es tatsächlich nur 1 Johann Riehm gab. Natürlich kann ich mich auch täuschen.
Ein Kriegsteilnehmer muss in der Folge noch gesondert gewürdigt werden. Es handelt sich um Grawen Battis (Baptist Schäfer, Vater von Josef Schäfer, genannt Grawen Jupp). Er hat an allen großen Schlachten des 1. Weltkrieges teilgenommen; er war zunächst an der Westfront und hat die ersten großen Auseinandersetzungen in Südlothringen miterlebt, später an der Ostfront, wo er die heftigen Kämpfe in den Masuren überlebte, sodann in Galizien, dem Baltikum und zum Schluss in Südfinnland, von wo er heil nach Niedersaubach zurück kehrte. Peter Adam notiert in der der Ortschronik im Sommer 1918 (S. 192), dass der Kanonier Baptist Schäfer wegen seiner großen Tapferkeit zum Feldwebel befördert worden sei und das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhalten habe. Ein Kriegskamerad von ihm war übrigens der Ministerpräsident des Saarlandes, Hubert Ney (1956 – 1957), der ihn nach den großen Kriegen immer mal wieder in Niedersaubach besuchte.
Hier nun die alphabetische Liste der Niedersaubacher und Rümmelbacher Gefallenen des 1. Weltkrieges, wobei ich den Todestag den Lebacher Familienbüchern von Gerhard Storb entnommen habe (in der Ortschronik gibt es hierzu kleine Unterschiede):
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Franz Alt wurde 21 Jahre alt: * 28.02.1894/ + 01.11.1915
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Nikolaus Alt wurde ? Jahre alt: * 08.01.1897/ + ?
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Johann Austgen wurde 32 Jahre alt: * 11.10.1885/ + 23.03.1918
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Nikolaus Biesel wurde 21 Jahre alt: * 13.08.1894/ + 24.06.1916
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Wilhelm Brill wurde 21 Jahre alt: * 01.12.1892/ + 22.11.1914
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Peter Britz wurde 20 Jahre alt: * 29.03.1894/ + 04.01.1915
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Nikolaus Brück wurde 21 Jahre alt: * 01.12.1893/ + 21.04.1915
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Johann Grohs wurde 18 Jahre alt: * 01.04.1897/ + 02.05.1915
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Johann Heinrich wurde 25 Jahre alt: * 26.12.1889/ + 07.02.1915
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Peter Kuhn wurde 22 Jahre alt: * 13.03.1895/ + 06.05.1917
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Johann Riehm wurde ? Jahre alt: * 14.02.1889/ + ?
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Johann Schäfer wúrde 23 Jahre alt: * 29.12.1894/ + 25.03.1918
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Wilhelm Schäfer wurde ? Jahre alt: * 10.03.1886/ + ?
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Jakob Schmidt wurde 19 Jahre alt: * 11.08.1899/ + 25.08.1918
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Michel Schmidt wurde 30 Jahre alt: * 13.08.1884/ + 11.05.1915
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Johann Schmitt wurde 24 Jahre alt: * 22.08.1890/ + 10.11.1914
Ich habe für die Gefallenen eine Sonderseite erstellt, auf der ich alle Hinweise, die ich zu ihnen finden konnte, zusammengetrage habe (einfach anklicken und dann immer weiter nach unten scrollen). Auf die verschiedenen kleinen Ungereimtheiten in den biografischen Daten werden ich auf den einzelnen Detailseiten eingehen.
Ich muss zugeben, dass mich ihr Schicksal sehr berührt hat.
Lothar Schmidt