Historischer Kalender

Unser Dorf im Wandel der Zeit –

Erzählungen und Überlieferungen aus dem Historischen Kalender Lebach 1994 – 2008

Die späteren Saubacher Beiträge im Lebacher Kalender werden gesondert als Artikel dargestellt (z.B.: Die „Mill 2010“).

Empfehlung:

Wer den Bericht von Josef Heinrich zum Einmarsch der Amerikaner in Niedersaubach liest, wird wissen, was ein „Naudermann“ ist.

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Messkelch der Lebacher Pfarrkirche, ein Geschenk aus Niedersaubach

Susanne Leider (Historischer Verein Lebach) berichtet im “Lebacher Historischer Kalender 2008” (Rückseite des Monats Mai, Blatt 6), dass der Messkelch der Lebacher Pfarrkirche eine Spende aus Niedersaubach ist:

Der Messkelch, eine Augsburger Arbeit um 1773 – 1775 von Emanuel Gottfried Meisgeyer, ist ein Beispiel des barocken Kunsthandwerks. Über den Kelch wird im Lagerbuch der Kirchengemeinde von 1855 berichtet:

Ein inwendig und auswendig ganz vergoldeter Kelch mit Patene und Löffel von Silber in getriebener Arbeit mit Weintrauben und Weitzenähren verziert im sogenannten Rococco-Style, ist seit November 1793 etwas verbogen, als er bei Plünderung der Kirche mit Muth gerettet wurde.

Am Fuße stehen die Worte: Joannes Gensen et Maria Gros von Niedersaubach 1775.

Der “Lebacher Historischer Kalender 2008” steht zum Herunter-Laden bereit.

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Ein tragischer Unfall – Herbert Neis (Lebsen Herbert) wird beim Sprengen eines Geschützes durch abrückende deutsche Soldaten tödlich verletzt

Klaus Altmeyer berichtet im Historischen Kalender 2006 (Februar, Blatt 3, Rückseite), dass es bei Kriegsende im Mai/ Juni 1945 noch tragische tödliche Unfälle gab, als Kinder in Lebach und Niedersaubach mit herum liegender Munition spielten. In Niedersaubach handelt es sich  um den Bruder von “Lebsen Helmut”, Herbert Neis. Meine Mutter, Martha Schmidt (Kreuzwieser Martha), hatte mir oft erzählt, wie erschaudernd es gewesen sei, als dessen Mutter, “Lebsen Zilla”, den sterbenden Jungen mit einem Handwagen nach Hause schaffte; sie versuchte noch, ihn zu einem amerikanischen Militärarzt zu schaffen. Kreuzwieser Maria (Maria Eckert, Jahrgang ’26) korrigiert diesen Bericht.  Der Bub sei beim Abrücken der fliehenden deutschen Soldaten getötet worden, weil er beim Sprengen eines deutschen Geschützes zuschauen wollte.

Der Bericht kann hier eingesehen werden.

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Die letzten Kriegstage und der Einmarsch der Amerikaner

Josef Heinrich (Niedersaubach) beschäftigt sich im Historischen Kalender 2005 (April, Blatt 5, Rückseite) ausführlich mit dem Kriegsende in Niedersaubach. Josef Heinrich ist Jahrgang 39, war also 1944/ 1945 5 bzw. 6 Jahre alt.

Hier steht sein Bericht über die letzten Kriegstage.

Im Spätherbst des Jahres 1944 wurde ein Trupp deutscher Soldaten mit Pferdefuhrwerken in Niedersaubach einquartiert. Die beengten Wohnverhältnisse der damaligen Zeit machten die Einquartierung nicht einfach. Die Wachstube wurde im Haus Jakob Schäfer (heute Brennerei Penth, Antoniusstraße) eingerichtet. Fast in jedem Haus musste ein Soldat untergebracht werden. Ein eigenes Bett stand wohl den wenigsten Soldaten zur Verfügung; sie mussten auf einer Liege oder auf einem Strohlager schlafen. In den wenigsten Stallungen war freier Platz, um ein Pferd unterzustellen. Die Pferde wurden daher in den Tennen der Scheunen eingestellt. Zu Beginn der Einquartierung waren Zurückhaltung, ja Misstrauen zwischen den Soldaten und der Zivilbevölkerung spürbar, vor allem wusste zunächst niemand um die politische Einstellung des anderen. Jede Familie versuchte zunächst, ihre verbotenen Vorratsverstecke vor “ihrem” Soldaten geheim zu halten, was natürlich wegen der beengten Wohnverhältnisse auf Dauer unmöglich war. Wie sollte es auch gelingen, z. B. eine “Schwarzschlachtung” vor einem Soldaten, der täglich in Haus und Stallung ein- und ausging, zu verbergen? Ich kann mich erinnern, dass “unser” Soldat trotz aller Geheimhaltungsversuche genau während der “Schwarzschlachtung” nach Hause kam. Der große Schrecken löste sich, als er mit anpackte und lachend erklärte: “ Zuerst sollte ich nichts bemerken, und jetzt muss ich helfen.” So wurde das Misstrauen abgebaut. Das Verhältnis zwischen den Soldaten und den Niedersaubachern wurde ungezwungen und meist vertrauensvoll. Es ist kein Fall bekannt, dass ein Soldat eine Niedersaubacher Familie angezeigt hätte.

Zwei Konfliktfelder blieben allerdings während der ganzen Zeit der Einquartierung bestehen. Das Abhören von Feindsendern verursachte bei den Saubachern große Ängste. Wenn dann noch der Soldat vergaß, den Sender am Radio zurückzudrehen, war das am nächsten Morgen Anlass zu besorgten Vorwürfen. Härter waren die Auseinandersetzungen um das Viehfutter. Die Futtermenge für die Militärfahrzeuge war völlig unzureichend. Ausgemergelt und von Hunger gequält zerbissen die Pferde sogar alle erreichbaren Holzpfosten. Daher war es nur zu verständlich, wenn die Soldaten sich in Sorge um ihre Pferde nachts heimlich am Heuvorrat in den Saubacher Scheunen bedienten. Die Niedersaubacher versuchten dies in Sorge um ihr Vieh zu verhindern. Im Dezember 1944 wurden die Angriffe auf Lebach häufiger. Einen Luftschutzbunker gab es in Niedersaubach nicht. Daher wurde in jedem Haus, unter Anleitung und Mithilfe der einquartierten Soldaten, ein Kellerraum als “Schutzraum” ausgebaut. Die Decke wurde mit Holzstempeln abgestützt, die Kellerluken durch Steine und Sandaufschüttungen von außen geschützt. Am Ortsausgang nach Rümmelbach, nur wenige Meter von den letzten Häusern entfernt, bauten die Soldaten eine Panzersperre. Auf beiden Seiten der Straße wurden starke Holzpfosten so in die Erde gerammt, dass lange Baumstämme quer über die Straße eingepasst werden konnten. Ob diese Konstruktion für Panzer wirklich ein Hindernis dargestellt hätte, erscheint sehr fraglich. Sie vermittelte den Saubacher Bürgern jedenfalls nicht ein Gefühl der Sicherheit, sondern war ein Grund neuer Ängste, da man befürchten musste, anrückende Panzer würden durch diese Sperre nur dazu angeregt, sich den Weg freizuschießen.

Am Morgen des 17. März mussten die Soldaten sechs große Geschütze nach Niedersaubach transportieren. Sie wurden in der Steinheckstraße aufgestellt und nach Schmelz-Außen ausgerichtet, von wo der Vormarsch der Amerikaner erwartet wurde. Gegen 15.00 Uhr begannen die deutschen Geschütze in Richtung Schmelz zu feuern. Kurz darauf schossen die Amerikaner von der Außener Höhe zurück. Vom Nachmittag an saßen wir dicht gedrängt im engen Kellerraum. Man hörte den Donner der Geschütze, das Zischen und den Einschlag der Granaten. Manchmal spürte man, wie die Detonationen das Haus erschüttern ließen. Nur ein kleines Kerzenlicht erhellte den Raum. Wir beteten und zitterten. Gegen sechs Uhr am Morgen des 18. März waren noch einmal gewaltige Detonationen zu hören. Danach kam Janosch, “unser” Soldat, in den Keller und erklärte: “Die Geschütze sind gesprengt, wir ziehen ab.” Nach kurzer Zeit kam er noch einmal zurück und berichtete, dass er zusammen mit den Soldaten aus der Nachbarschaft die Panzersperre geöffnet hatte. Wir blieben noch im Keller, bis es hell geworden war. Seit Stunden war kein Beschuss mehr zu hören. Ängstlich wagten sich die Leute ins Freie und betrachteten die Schäden an den Häusern. In eine Scheune in der Nachbarschaft war eine Granate eingeschlagen. In den Garten neben unserem Haus hatte eine Granate ein tiefes Loch gerissen. Die Fenster waren kaputt. In die Giebelwand hatten Granatsplitter armtiefe Löcher geschlagen. Allmählich wurden von Haus zu Haus Informationen über die Geschehnisse der Nacht weitergegeben. Die traurige Nachricht vom Tode eines Niedersaubachers machte schnell die Runde. Der junge Herbert Neis hatte zu früh den Keller verlassen. Er wurde bei der Sprengung der Geschütze von Splittern getroffen und tödlich verletzt.

Der 18. März war ein sonniger Frühlingstag, die Leute standen vor den Häusern und warteten in banger Ungewissheit auf den Einmarsch der Amerikaner. Bettlaken waren als weiße Fahnen gehisst. Im Laufe des Vormittags konnten wir beobachten, wie ein Fußtrupp amerikanischer Soldaten sich von der Linde her aus Richtung Tanneck dem Dorf näherte. Etwa 50 Meter von den Häusern entfernt machten sie halt und gingen in dem Geäst einer völlig zerschossenen Streuobstwiese in Deckung. Erst gegen 14.00 Uhr rollten die Panzer aus Richtung Rümmelbach ein, die Fußsoldaten verließen die Deckung und marschierten hinter den Panzern ins Dorf. Bald entspannte sich die Situation. Die amerikanischen Soldaten warfen uns Kindern Schokoladenriegel zu, die wir zuerst ängstlich, dann freudig und dankbar entgegennahmen.

In unserer ländlichen Gegend waren die Umstände des Krieges gewiss nicht so hart wie in den städtischen Zentren. Zum einen lagen unsere Orte nicht so im Visier der Angriffsbemühungen wie die Städte, zum anderen war die Versorgungslage in unseren auf Selbstversorgung ausgerichteten Dörfern immer noch besser als in den Städten und Industriezentren.

Dennoch wurde auch bei uns die Lage immer angespannter, je länger der Krieg dauerte. Die meisten Männer waren eingezogen. Auf den größeren Bauernhöfen waren Gefangene oder Zwangsarbeiter als Hilfen eingesetzt. Bei den Bergmannsbauern mussten alle für das Leben der Familie notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten von den Frauen und Kindern geleistet werden. Hart und bedrückend waren die vorgeschriebenen Abgaben von allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Sie waren so hoch, dass die Versorgung der eigenen Familie gefährdet war. Natürlich versuchte jeder zu mogeln. Schweine und Kälber wurden “schwarz” geschlachtet. Die Milchleistung der Kühe wurde geringer angegeben, ebenso wie das Ernteergebnis bei Getreide und Kartoffeln. Mit zunehmender Kriegsdauer wurden die Kontrollen verschärft, was zu mehr Phantasie und Risikobereitschaft bei der Umgehung der Vorschriften herausforderte. In manchem Heustapel war eine Kiste mit Getreidesäcken versteckt. Der Lagerraum für die Kartoffeln wurde so vertieft, dass die Kontrolleure nicht die wirkliche Menge ausmessen konnten. In jedem Haus war ein versteckter kleiner Raum, das so genannte “Häloch” (“Hä” von “Häwes”), in dem Vorräte vor der Kontrolle sicher versteckt werden konnten. Die Kontrolleure waren alles andere als beliebt. Der Milchkontrolleur, der sich nicht darauf beschränkte, die ihm vorgezeigte Milchmenge zu messen, sondern auch nachprüfte, ob die Kühe wirklich ausgemolken worden waren, wurde abschätzig “Naudermann” (“Nauder” = Euter) genannt. Der Kontrolldruck schweißte die Dorfgemeinschaft zusammen. Wenn Kontrolleure anrückten, wurde die Warnung in Windeseile von Haus zu Haus weitergegeben. So konnte nicht angemeldetes Vieh schnell aus dem Stall in den nahen Wald getrieben werden. Dabei wurde Nachbarschaftshilfe großgeschrieben, so dass die Kontrollen meist ergebnislos verliefen. Um die heimliche Milchwirtschaft zu unterbinden, wurde die Abgabe aller Zentrifugen und Butterfässer verfügt. Nun wurden die altertümlichen “Milchapparate” wieder aus den Abstellkammern herausgesucht, die nun notdürftig die Zentrifugen beim Entrahmen der Milch ersetzen mussten. Wer noch ein altes Butterfass aufbewahrt hatte, gab natürlich nur ein Gerät ab, meist, um keinen Verdacht zu erregen, das neuere. Unser kleines gläsernes Butterfass wanderte damals, unter einem Sack im Kartoffelkorb versteckt, in der ganzen Nachbarschaft von Haus zu Haus. Die Mangellage machte sich nicht nur im Bereich der Nahrungsmittel bemerkbar. Hilfreich war, dass die Menschen damals in allen Bereichen, viel mehr als heute, auf Sparsamkeit und findige Selbstversorgung eingestellt waren. Schuhe wurden in fast jeder Familie selbst besohlt, Kleider geflickt und umgenäht. Das sah natürlich sehr ärmlich aus, aber man wusste sich irgendwie zu helfen. Nichts wurde weggeworfen: kein alter Schuh, kein zerrissenes Kleidungsstück, kein Blatt Papier. Immer noch konnte man einen Leder- oder Stoffflicken daraus schneiden, und Zeitungsblätter wurden zu Toilettenpapier. Aus leeren Schuhwichsdosen und den kleinsten Kerzenstummeln wurden Wachsleuchten gebastelt. Kaffee gab es nicht mehr. Gerste- oder Roggenkörner wurden unter ständigem Umrühren auf dem Herd geröstet und als Kaffeeersatz genutzt. Seife war rar und teuer. Daher wurde aus den Schlachtabfällen wie Knochen- und Gedärmefett unter Zusatz von “Seifenstein” Seife gekocht. Das stank zwar fürchterlich, aber wenn der Sud eingedickt war, konnte er nach dem Abkühlen in Stücke geschnitten werden, und die Reinigung von Haus, Kleidung und Mensch war wieder eine Zeit lang ermöglicht. Öl war knapp. Im Herbst mussten die Kinder Buchecker sammeln. Die Ecker wurden von Hand einzeln geschält. Dann wurde in Handpressen das Öl aus ihnen herausgequetscht. In jedem Garten wurden Heilkräuter, besonders Pfefferminze, angepflanzt. Die Kinder mussten Lindenblüten sammeln. Jede Familie hatte so ihre kleine Hausapotheke aus getrockneten Heilkräutern. Mit altbewährten “Hausmittelchen” wurden Fieber, Erkältung und viele kleine Wehwehchen behandelt. Es war eine Zeit des Mangels, aber auch der findigen Selbsthilfe, eine Zeit der sich gegenseitig unterstützenden Nachbarschaft, eine Zeit der Sorge um die ungewisse Zukunft, der Besorgnis und Angst um die als Soldaten eingezogenen Angehörigen. Es war eine Zeit der Vorsicht und des Misstrauens. Man wusste sich nie sicher vor Anzeige und Denunziation.”

Ein Nachtrag von Lothar Schmidt:

Meine Mutter, Martha Schmidt (Kreuzwieser Martha, Jahrgang 1919), erzählte immer, dass, wenn sie früh morgens zusammen mit ihrer Schwester Christine Hassel (Kreuzwieser Dine) die Schweine auf einem von Kühen gezogenen Wagen mit aufs Feld nahmen (um sie vor der Abgabe-Kontrolle der Partei-Leitung zu verstecken), sie immer riesige Ängste hatten, wenn sie, durchs Dorf fahrend, aufs Feld mussten.

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Zwangsarbeiter und der Mord an Petersch Johann

Thomas Rückher (Lebach) berichtet im Historischen Kalender 2005 über Zwangsarbeiter, die auch in Niedersaubach und Rümmelbach eingesetzt waren, insbesondere beim Bau des Weges von Rümmelbach nach Tanneck (Juli, Blatt 8, Rückseite).

Hier steht sein Bericht.

Eine Gruppe war in einem Lager in der Nähe der Jean-Kladen-Mühle inhaftiert. Wohl von diesen berichtete die verstorbene Frau Heinrich aus Niedersaubach ein Geschehnis, das wahrscheinlich 1943/44 anzusetzen ist und das ganze Elend dieser Menschen zeigt. Für Straßenausbesserungs- bzw. Bauarbeiten zwischen Niedersaubach und Tanneck wurden Kriegsgefangene eingesetzt. Jeden Morgen bzw. Abend wurde eine Gruppe, von Bewachern begleitet, durch Niedersaubach zu ihrer Arbeitstelle geführt. Alle Arbeiter waren in einem erbarmungswürdigen Zustand, sie schleppten sich mehr über den Weg als dass sie gingen. Stand nun vor den Häusern in dampfenden Kesseln das gekochte Schweinefutter, um abzukühlen, so versuchten die Entkräfteten, mit bloßen Händen nach Brocken zu fischen, um feste Bestandteile des Schweinefutters an Ort und Stelle zu essen. Wenn sie dabei Glück hatten, dann sah ihr Bewacher zur Seite. Es gab aber auch Wachpersonal, das sie von den Kesseln wegtrieb und diejenigen verwarnte, die ihre Kessel am Straßenrand aufstellten, da sie so angeblich Feinde begünstigten. So leicht uns heute das Urteil fällt, in solchen Ereignissen das Entwürdigende zu sehen, so sollte man auch sehen, dass es nicht selbverständlich war, wie es nämlich einige Familien taten, die Kessel so aufzustellen, dass sich für die Gefangenen diese aus heutiger Sicht perverse Chance ergab, und man selbst ins Blickfeld der Bewacher kam. Konflikte und Gewalttaten durch Gefangene, zu denen es unmittelbar nach dem Einmarsch der Alliierten kam, sind daher als Folge des vorangehenden Unrechts und erlittener Not zu erklären. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter bzw. -arbeiterinnen, die während des Krieges oder danach in Lebach starben, sind auf dem Lebacher Friedhof neben der Leichenhalle bzw. den Gräbern für die deutschen Soldaten, die im Lazarett in der Dillingerstraße starben, beerdigt.

Klaus Altmeyer schreibt im Historischen Kalender 2005 (Dezember, Blatt 13, Rückseite) nieder, wie katastrophal die Lage der ehemaligen Zwangsarbeiter (DP, displaced persons, genannt) in Lebach war. In der Lebacher Kaserne waren unter schwierigsten Versorgungsbedingungen ca. 5.000 Verschleppte insbesondere aus Polen und der Ukraine untergebracht. Dabei kam es bei Plünderungszügen durch die benachbarten Dörfer zu gewaltsamen Übergriffen gegenüber Bauernfamilien, bei denen man vorher als “Fremdarbeiter” in der Landwirtschaft eingesetzt war. So wurde Johann Riehm (Petersch Johann) aus Niedersaubach in der der Nacht zum 6. Juni 1945 von Plünderern erschossen.

Hier die Überlieferung:

“Mitten in dem heillosen Durcheinander nach Kampfhandlungen und nachfolgender Besetzung sowie der Wiederbesiedlung durch zurückkehrende Einwohner findet sich über Wochen in und um die Lebacher Kaserne eine unüberschaubare Menschenansammlung von ca. 5 000 DPs ein. Die Besatzungstruppe ist hier fast überfordert. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften fürchten sich vor Plünderungen und Ausschreitungen einzelner Gruppen. Die DPs werden zwar nach Waffen kontrolliert und müssen ebenfalls das nächtliche Ausgehverbot einhalten. Dennoch kommt es zu Diebstählen und gewaltsamen Übergriffen, die teils als Racheakte einzuordnen sind. Von einigen Vorfällen ist noch lange die Rede. In Niedersaubach wird am 6. Juni der schwerhörige Landwirt Johann Riehm (66 Jahre) nachts in seiner Wohnung von Plünderern erschossen. Zwei Tage später werden in Knorscheid um 2 Uhr nachts Margaret Schäfer (43 Jahre) und ihre fünfjährige Tochter Maria gewaltsam überfallen und erschlagen. Anfang Juli verhindern drei beherzte junge Männer – Peter Bauer, Hans Schäfer und Erwin Schweitzer – einen Überfall auf Jabacher Bauernhöfe. Die polnische Lagerwache ergreift sie danach und drangsaliert sie drei Tage lang im Wachlokal. Erst der französische Militärkommandant befreit sie.”

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Das südwestdeutsche Bauernhaus – auch in Saubach

Thomas Rückher beschreibt im Historischen Kalender 2001 den Typ des Südwestdeutschen Bauernhauses. Als Bildbeispiel wählt er die Ansicht des “Unnerschden Eckens”.

Er skizziert dort die typischen Merkmale des Südwestdeutschen Bauernhauses. Lothringer Bauernhäuser gibt es bei uns seit dem 30-jährigen Krieg nicht mehr.

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Auswanderung im 18. und 19. Jahrhundert nach Ungarn und in die USA

Im Historischen Kalender 1999 thematisiert Egon Groß die Auswanderungsbewegungen aus unserer Heimat.

Laut Lebacher Kirchenbüchern wanderten aus nach

Ungarn:

Eheleute Peter Buchheit (Saubach) und Angela Schäffer (Landsweiler) nach Sackelhausen (Banat) im Jahr 1771, Eheleute Nikolaus Britz (Rümmelbach) und Agnes Perges (Steinbach) im Jahr 1750 nach Weißkirchen (Banat), Eheleute Michael Britz (Rümmelbach) und Barbara Friedrich (Rümmelbach) im Jahr 1750 nach Weißkirchen (Banat), Eheleute Nikolaus Schäfer (Rümmelbach) und Elisabeth Caspar (Rümmelbach) nach Weißkirchen (Banat);

in die USA:

Johannes Michaeli, Mathias Riehm am 12.05.1856, Petrus Riehm am 25.06.1856.

Nachtrag von Lothar Schmidt: Am 15.01.1881 wurde mein Urgroßonkel Mathias Schmidt (* 25.09.1842) aus der deutschen Staatsbürgerschaft entlassen, um in die USA auszuwandern (wo er “ein besseres Fortkommen zu finden hoffte und bei einer bereits ausgewanderten Tante unterkommen wollte”). Am 24.02.1881 erreichte er via Antwerpen mit dem Schiff “Belgenland” Philadelphia. Er ließ sich wohl um die Großen Seen herum nieder. Ein Brief mit Bild erreichte seinen Neffen (meinen Großvater), Peter Schmidt (Hachen Pitt), kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges aus Escanaba/ Michigan. Durch den Krieg riss der Kontakt völlig ab. Sein Schicksal liegt im Dunkeln.

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Saubacher und Rümmelbacher Kirchenpfad

Ernst Schmitt beschreibt im Historischen Kalender 1999 die Lebacher Kirchenpfade.

Dabei verlief der Kirchenpfad von Niedersaubach aus

“etwa in Höhe der früheren Schmiede Warken, schlängelte sich der Kirchenpfad aus der Senke bergan zum Kreuz am Hoflandring. Von hier ging es bis zum Höhenrand Weiherchen. Unmittelbar am Bergrand lief der Weg weiter, senkte sich in Häusernähe ins Weiherchen ab. Er endete zwischen den Häusern Schmidt-Abels. Der Rümmelbacher Kirchenpfad zweigte am Hauptweg Rümmelbach-Niedersaubach am Weg nach Tanneck links ab. Er steigt durch die anmutige Mulde bis zur alten Lindean. Von hier schwenkte er leicht nach rechts, neigt sich ganz allmählich ins schöne Weiherchen und setzte sich parallel zum Merzenbach fort, endete an der Tholeyer Straße.”

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Die Volksschule

Im Historischen Kalender 1997 arbeitet Egon Groß die Geschichte der Lebacher Volksschule auf, in die auch die Rümmelbacher und Saubacher Kinder gingen, wobei Saubach und Rümmelbach von 1901 bis 1974 eine eigene Volksschule hatten.

Einen ersten Hinweis auf ein Schulhaus in Lebach findet man in einem Bericht eines lothringischen Inspekteurs aus der Zeit der Vierherrschaft.

Danach wurde ein im 30-jährigen Krieg herrenlos gewordenes Haus um 1690 von der Gemeinde zu einem Schulhaus umgebaut. Dieses Haus stand an der alten Kirchentreppe zwischen Kirchenmauer und Dorfstraße. Anton Montz, erster namentlich bekannter Schulmeister, erteilte hier seinen Unterricht. Aus einem Visitationsbericht der Pfarrei Lebach aus dem Jahr 1739 wissen wir, daß diese Schule im Winter fleißig besucht wurde. Für die sogenannten Winterschulen wurden umherziehende Handwerker als Lehrkräfte angeheuert, die wöchentlich wechselnd bei den Eltern der Schulkinder beköstigt wurden. Schulpflicht bestand bis zur französischen Revolution nur für Knaben. Das zweite Lebacher Schulhaus war das „Eichberghaus“ hinter dem Kaufhaus Randerath. Dieses Haus wurde bis 1770 auch als Pfarrhaus genutzt und ist heute noch vorhanden. Das Hochgericht Lebach zählte 1791 859 Untertanen. Mathias Engel versah in dieser Zeit hier den Schuldienst und war gleichzeitig Agent der Gemeinde Lebach bis zu seinem Tod 1814. Andreas Speicher folgte ihm bis zu seiner Versetzung 1818 nach Trier. Er wurde von Theodor Schmitt aus Bitburg abgelöst. Die königlich preußische Regierung führte 1817 in unserer Region die allgemeine Schulpflicht für Kinder vom 7. bis zum 13. Lebensjahr ein. Der Unterricht wurde auf drei Stunden vormittags und drei Stunden nachmittags an allen Wochentagen festgesetzt. Eltern sollten polizeilich bestraft werden, wenn sie ihre Kinder vom Schulbesuch abhielten. Nach den Annalen stirbt 1829 der Schullehrer Joseph Thonnet. Das dritte Lebacher Schulgebäude wurde 1820 in der Tholeyer Straße neben dem Bürgermeisteramt von der königlich preußischen Regierung erbaut unter Verwendung von Kriegsentschädigungen aus den napoleonischen Kriegen. Landsweiler bekam 1829 seine erste eigene Schulmeisterstelle. Der Schulbering Lebach bestand danach noch aus sechs Ortschaften: Lebach, Jabach, Knorscheid, Hahn, Niedersaubach und Rümmelbach mit zusammen etwa 100 Kindern, die jedoch kaum zur Hälfte die Schule besuchten. Diese wurden von 1829 bis 1843 von Johannes Kettenhofen unterrichtet, der gleichzeitig den Küster-und Organistendienst in unserer Pfarrkirche versah.Ab dem Jahr 1839 war an zwei Nachmittagen in der Woche „zur Erholung von Lehrer und Schüler“ schulfrei. Pastor Geiler kämpfte seit 1829 als Schulinspektor für die Einrichtung einer Töchterschule. Dies gelang ihm aber erst 1845 mit der Schaffung einer zweiten Schulklasse und einer zweiten LehrersteIle. Sie wurde besetzt mit der ersten Lebacher Lehrerin Maria Schmitt, die 31 Jahre lang die Mädchen unterrichtete. Der Knabenlehrer Sebastian Constroffer erreichte neben ihr eine Dienstzeit von 32 Jahren (1847 -1879). Die Schulpflicht wurde 1867 bis zum vollendeten 14. Lebensjahr ausgedehnt. Im Jahr 1871 wurden in drei Klassen 273 Kinder unterrichtet, was einer Klassenfrequenz von 91 Schüler entspricht Das Schulhaus in der Tholeyer Straße litt sehr stark unter der Lärmbelästigung der vorbeiführenden Provinzialstraße und einer gegenüberliegenden Schmiede. Eine Regierungskommission genehmigte 1899 nach einer Ortsbesichtigung den Neubau eines vierklassigen Schulhauses hinter dem Bürgermeisteramt. Es wurde 1906 bezogen und mußte bereits 1911 erweitert werden, da die Volksschule mittlerweile sieben Klassen gebildet hatte. Bekannte Lebacher Lehrerpersönlichkeiten um die Jahrhundertwende waren: Johann Joseph Diewald, Lehrer in Lebach von 1867-1893, Maria Britz von 1879-1922, Johann Britz, genannt Papa Britz von 1879 1922, Angela Bach von 1895-1927 und Rektor Josef Leonardy von 1898-1935. Im Jahr 1901 erhielten die Gemeinden Niedersaubach und Rümmelbach gemeinsam eine eigene Schule und 1926 die Gemeinde Knorscheid. Mit Beginn des Schuljahres 1937 wurde in der Nazizeit die Gemeinschaftsschule eingeführt, die erstmals Jungen und Mädchen in einem Klassenverband unterrichtete. Sie überlebte aber kein ganzes Jahrzehnt. Das Lehrerkollegium bestand 1937 aus Anna Britz (1907 -?) Barbara Steffen (1927 -?), Helene Böffel (1927-1945), Adele Werner (1923 -1955), Eduard Senzig (1921 -1956), Franz Augustin (1922 -1939), Adolf Grenner (1929 -1948), Karl Gräber (1932 -1965) und Rektor Benedikt Braun (1935 -1955). Nach dem II. Weltkrieg wurde 1960 unter Rektor Rio Schneider der fünfte Schulhausneubau „St, Michael“ in der Mottener Straße bezogen. Die Schule war auf elf Klassen angewachsen. 1964 teilte man die kath. Volksschule in System I und H. Josef Jochum wurde Direktor am System I in der Michaelsschule, und Hans Fritz übernahm das System II als Rektor und bezog das Gebäude der staatlichen Flüchtlingsschule in der Dörrenbachstraße. Eine Schulreform gliederte 1970 das bisherige Volksschulsystem in Grund-und Hauptschule. Rektor Josef Jochum leitete die Hauptschule bis zu seinem plötzlichen Tod 1988 und Rektor Hans Fritz die Grundschule bis zu seiner Pensionierung 1992.

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