Johann Neu ist bei Gerhard Storb in den Lebacher Familienbüchern zu finden unter der Eintrag-Nr.: 2049.6; laut dieses Eintrages ist er geboren am 11.11.1908 und gestorben am 14.11.1943. Sein Vater war Aloysius Neu (* 1872/ + 1945); die Mutter hieß Barbara Loew (* 1878/ + 1956).
Laut Storb ist unser Gesuchter am 30.01.1957 vom Amtsgericht Lebach für tot erklärt worden.
Die Wehrmachtsauskunftsstelle schreibt zum Grenadier Johann Neu aus Falscheid:
Halscheid als Geburtsort soll natürlich Falscheid lauten (ich habe diesen Schreibfehler schon an den Volksbund gemeldet).
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Ansonsten bestätigen sich die Angaben von Gerhard Storb.
Es fragt sich nun, warum ein Falscheider seinen Erinnerungsplatz in unserer Kapelle gefunden hat. Er selber hat nämlich nie in Niedersaubach gelebt. Ganz einfach: Er hat eine Frau aus Niedersaubach geheiratet, nämlich eine Schwester von Robert Schmidt (Rauen) names Maria Schmidt (Schmitt) am 5. Januar 1937. Mit ihr lebte er in Knorscheid; 2 Kinder stammten aus ihrer Ehe: Gisela und Lothar. Die Angaben stammen von Robert Schmidt (Rauen, Jahrgang 1929), mit dem ich im Dezember 2011 und im Januar 2012 mehrere Gespräche hierzu geführt hatte.
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Maria Neu starb laut Robert Schmidt (Rauen) bereits 1940, und zwar am 16. Februar.
Und als 1943 Johann Neu an der Ostfront vermisst wurde, waren Gisela und Lothar Vollwaisen. Die väterlichen Angehörigen nahmen sich des Mädchens an; sie wuchs in Knorscheid auf. Der Sohn Lothar wurde in Rauen im „Unnerschden Ecken“ bei den mütterlichen Angehörigen großgezogen (er heiratete später übrigens eine Nichte des Religionslehrers Pater Dr. Peter Adams, der Niedersaubach nach dem Krieg über viele Jahre seelsorgerisch betreute; sie hieß Laura). Gisela wurde auf tragische Weise am 20. August 1959 (damals war sie schon verwitwet, weil ihr Mann tödlich mit einem Traktor verunglückt war) Opfer eines Kapitalverbrechens auf dem Hoxberg zwischen Zollstock und Knorscheid; die Saarbrücker Zeitung berichtete am 23. Februar 1961 über die Verurteilung des 21-jährigen Täters aus Saarwellingen zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe.
Nun erschließt sich auch die Tatsache, dass man dieses Falscheider/ Knorscheider Gefallenen in der Saubacher Antoniuskapelle gedenkt. Das Dorf wollte damit sicherlich für die Kinder, insbesondere dem in Niedersaubach aufgewachsenen Sohn Lothar Neu, einen Erinnerungsort schaffen.
Wie war die militärische Lage, als der Grenadier Johann Neu am 14. November 1943 bei Chandozi vermisst wurde?
Johann Neu diente zuletzt im Grenadierregiment 30; dieses Regiment operierte 1943 in Nordrussland und war der 18. (motorisierten) Infanteriedivision unterstellt (Quelle: Lexikon der Wehrmacht). Die 18. ID operierte in jenen kalten Tagen am Ilmensee; die 6. Armee war bereits 1.500 km weiter südlich am 2. Februar d.J. in Stalingrad an der Wolga untergegangen. Ob Johann Neu bereits 1940 am Frankreich-Feldzug teilnahm (wo die 18. ID bei der Einschließung der britischen Verbände in Dünkirchen mitwirkte), ist uns – noch – nicht bekannt. Diese Frage ließe sich aber sicherlich gezielt über die Wehrmachtsauskunftsstelle klären.
Die 18. ID war am 20. März 1942 eingebunden in das Unternehmen „Brückenschlag“ (Quelle: Wikipedia). Die Armeegruppe „Seydlitz“ (benannt nach dem Oberbefehlshaber, Generalleutnant Walther von Seydlitz-Kurzbach) war erfolgreich angetreten, die im Kessel von Demjansk eingeschlossenen deutschen Verbände zu entsetzen bzw. den Kessel aufzubrechen.
Bis Mitte März 1943 zogen sich die im Kampfgebiet verbliebenen deutschen Verbände auf die neue Hauptkampflinie am Redja-Fluss (Grenzgebiet zwischen Russland und Weißrussland) zurück (Quelle: Wikipedia).
Ich konnte bisher noch nicht die kyrillische Schreibweise für den Ort Chandozi finden, wo Johann Neu laut WASt vermisst worden war. Aber ich vermute, dass Chandozi hier am Redja-Fluss liegt.
Der Volksbund kennt seine Grablage nicht; ebenso ist beim Volksbund ein Soldatenfriedhof bei Chandozi nicht bekannt.
An Heiligabend 1943 (Johann Neu war schon über 5 Wochen vermisst) begann die sowjetische Winteroffensive, welche den Krieg weit nach Weißrussland hinein trug. Die deutschen Heeresgruppen „Mitte“ und „Süd“ wurden von der Roten Armee getrennt und weit nach Westen zurückgeworfen. Der Anfang vom Ende des deutschen Unternehmens „Barbarossa“ (Deckname für den Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941) wurde eingeläutet.
Stand: 01.2012