Kreisarzt inspiziert am 20. Januar 1909 Niedersaubach

Maßnahmen gegen Prostitution nicht erforderlich,
weil: nicht vorhanden

Anfang 1909 besichtigt der Kreisarzt, Medizinalrat Dr. Ledermann, in Begleitung des Lebacher Bürgermeisters Lamberty Niedersaubach.

Ortsbegehung 1909

Ortsbegehung 1909

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Das Protokoll der Begehung hat uns Walter Nimmesgern (der schon viele Jahre als Leiter des Gemischten Chores mit unserem Ort verbunden ist) „transkribiert“ (er beherrscht hervorragend Sütterlin), wofür ich ihm ganz herlich danke. Ich hätte mir bei der Übersetzung „das Leben geholt“. Hier ist das Transkript eingestellt (einfach anklicken)!

Auch der Stadtarchivarin, Margit Thewes, möchte ich dafür danken, dass sie uns auf dieses Dokument aufmerksam gemacht hat.

Bei 350 Einwohnern und 51 bewohnten Gebäuden beurteilt er die sozialmedizinischen Verhältnisse in unserem Dorf.

Grundätzlich sieht er relativ gute Gesundheitszustände, bemängelt aber, dass die Gebäude, weil nicht isoliert, nass stehen.

Auch gefällt ihm der Schutz der Quelle unseres Laufbrunnens (des „Burrens“) nicht; sie sei zu schwach vor Verunreinigung geschützt. Dagegen hat er gegen die Schachtbrunnen, die sich in der Regel in den Küchen unserer Häuser befinden, nichts einzuwenden. Insgesamt sieht er die Wasserversorgung als gerade noch ausreichend, wobei der Zulauf im Herbst zu schwach sei.

Weil die Lebensmittel in der Regel über Lebacher Geschäfte bezogen werden, nimmt er keine Kontrolle vor Ort vor.

Medizinische Versorgungsangebote werden über einen (wohl in Lebach ansässigen) Knappschaftsarzt (Dr. Brühl) im Bedarfsfall sichergestellt. Psychiatrische Problemfälle werden nach Merzig verbracht.

Die Toten werden, nachdem der Friedhof in Lebach erheblich vergrößert worden ist, in Lebach beigesetzt.

Zur Abwasserentsorgung schlägt der Inspekteur die Sanierung der Straßenrinnen, die nur teilweise gepflastert sind und dadurch sehr löchrig sind, vor, damit sie den Ablauf der „Dungstätten“ (Mistkaulen) besser gewährleisten können.

Ich finde es sehr spannend, über solche Umwege etwas über die Lebensverhältnisse in unserem Dorf vor über 100 Jahren zu erfahren. Lustig scheint mir die Randbemerkung zur nicht vorhandenen Prostitution.

Lothar Schmidt

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