Wir gedenken der
Saubacher und Rümmelbacher Gefallenen
des 1. Weltkrieges
Am 11. November diesen Jahres jährt sich zum 91. Mal das Ende des 1. Weltkrieges. Diesen Jahrestag nehmen wir zum Anlass, der 16 blutjungen Rümmelbacher und Niedersaubacher Gefallenen zu gedenken, die im 1. Weltkrieg ihr Leben ließen. Sie kamen zwischen 1914 und 1918 unter entsetzlichen Umständen in den Vogesen, im Argonnerwald, in den Ardennen, in der Champagne, in Masuren, in Serbien und in Galizien ums Leben. Unser Anliegen ist es, ihr Andenken zu bewahren, damit vergleichbar Entsetzliches nicht mehr passiert. Wir wissen, dass viel Kritisches über Europa und die europäische Bürokratie zu sagen ist. Aber wir wollen nicht vergessen, dass uns der Weg zur europäischen Einigung in Europa einen nicht gekannten Frieden gebracht hat. Dabei ist die mittlerweile tief verwurzelte deutsch-französische Freundschaft ein Segen, über den wir uns aufrichtig freuen dürfen.
Wir haben versucht, die Umstände des Todes unserer jungen Saubacher und Rümmelbacher Männer aufzuklären. Dabei spielten die kriegsgeschichtlichen Hintergründe, die Zuordnungen zu ihren Heereseinheiten, ihre Briefe an ihren alten Dorfschullehrer, Peter Adam, und ihre beim Volksbund dokumentierte Grablage eine orientierende Rolle. Unser Anliegen ist, ihr Schicksal als Mahnung zu verstehen. Ich möchte hierzu, frei nach dem großen deutschen Philosophen Jürgen Habermas, formulieren: Was also ist unsere Aufgabe? Die Aufgabe ist, die Macht der Vergangenheit zu brechen durch zukunftsgerichtete Erinnerung!
Die Namen, denen wir in den Lebacher Familienbüchern (Gerhard Storb), der Ortschronik (Peter Adam), dem Lebacher Gefallenenbuch (Ernst Schmitt), dem Volksbund-Archiv und den Regimentsbüchern des 1. Weltkrieges gefolgt sind, heißen: Franz Alt (21 J.), Nikolaus Alt, Johann Austgen (32 J.), Nikolaus Biesel (21 J.), Wilhelm Brill (21 J.), Peter Britz (20 J.), Nikolaus Brück (21 J.), Johann Grohs (18 J.), Johann Heinrich, Peter Kuhn (22 J.), Johann Riehm, Johann Schäfer (23 J.), Wilhelm Schäfer, Jakob Schmidt (19 J.), Michel Schmidt (30 J.) und Johann Schmitt (24 J.). In 12 von 16 Fällen ist es uns gelungen, ihre Todes-Umstände genauer aufzuklären.
Ein bewegender Brief, den Johann Heinrich an seinen alten Lehrer, Peter Adam geschrieben hatte, soll uns im Gedächtnis bleiben.
Peter Adam schreibt:
Gefallen ist auf dem Feld der Ehre der Reservist Johann Heinrich von hier. Der Verstorbene, der schon in den Kämpfen kurz nach Ausbruch des Krieges verwundet wurde, war nach seiner Genesung zum 2. Mal unter die Fahne getreten. Er fiel bei einem Sturmangriff in den Argonnen in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar (1915). Am 5. Febr. schrieb er mir einen interessanten Feldbrief, der der Chronik beigefügt ist.
Auszug aus seinen sonstigen Feldbriefen:
Argonnen, 5.11.14
Ich habe mich schon so ziemlich wieder in das Kriegsleben eingelebt. Ich habe bis jetzt schon ziemlich viele Kameraden von zu Hause getroffen. Im letzten Dorf vor dem Wald habe ich den Hanau von Lebach getroffen. Er ist Schlächter bei der Feldküche. Altmeyer von Lebach ist noch bei der 6. Komp. Mit dem Lacher (Schmidt Joh.) konnte ich noch nicht sprechen, denn er ist bei der 11. Komp. Diese ist jetzt in Ruhe. Die Komp. werden abwechselnd abgelöst aus den Schützengräben. Die Komp. selber lösen sich wieder zugweise im vorderen Schützengraben ab, sodass jeder Zug alle 3 Tage in den vorderen Schützengräben kommt. In der Zwischenzeit müssen wir schwer schanzen und Bäume fällen, was wiederum eine gefährliche Arbeit ist. Doch mit Gottes Hilfe werden wir auch wieder aus diesem Wald heraus kommen. Das Essen ist ziemlich gut, und wenn es so weiter geht, verhungern wir nicht. Ich hatte mich so ziemlich mit allem versorgt. Aber da kommen so viele Kameraden, die auch mal etwas Wurst essen wollen. Da teilt man mit, bis nichts mehr da ist. Jetzt essen wir mitsammen trockenes Brot. Doch wir sind zufrieden, wenn wir das noch immer haben.
Forts. 6.11.14:
Hier musste ich gestern mit Schreiben aufhören, denn ein franz. Angriff rief uns an die Gewehre. …
Argonnen, 28.11.14
… Bis Montag werden es 14 Tage, dass wir in Reserve liegen, doch haben wir in dieser Zeit schwer arbeiten müssen in den Schützengräben. Dabei waren wir keinen Augenblick vor der frz. Artillerie sicher. Sie hat den ganzen Wald unter Feuer genommen. Es ist schon sehr kalt hier, handhoch gefroren. Der Schnee liegt 3 – 4 Finger hoch, ist aber schon am Schmelzen, sodass furchtbarer Dreck entsteht. Das Essen ist durchschnittlich gut, bloß etwas wenig.
Am 2.12. geht’s wieder in die vordere Linie. Da ist die Gefahr wieder etwas größer. Da steht man wieder ständig im Anschlag. Jetzt geht’s schon so langsam auf Weihnachten zu. Beim Abschied dachte wohl ein jeder, Weihnachten wirst Du wohl zu Hause sein. Aber es wird uns wohl nicht vergönnt sein, das Weihnachtsfest im trauten Heim zu feiern, sondern, weit von der Heimat entfernt, im Feindesland, im Argonnenwald fürlieb zu nehmen. Vor einigen Tagen war der Divisionspfarrer bei uns in den Schützengräben. Er hatte für jeden ein tröstendes Wort. Fast alle haben gebeichtet. Gestern Mittag habe ich aus Moos einen Kranz gewunden, um damit das Grab meines Freundes Johann (Schmidt) zu schmücken. Schon manche Stunde verbrachte ich an seinem Grab. …“
Johann Schmidt war am 10. November 1914 gefallen. Noch am 9. November hatte Johann Heinrich seinen besten Freund, den Lacher, zufällig im Argonnerwald getroffen.
Eine Bitte:
Sollten noch in den betroffenen Familien irgendwelche Dokumente (wie Briefe oder Bilder) vorhanden sein, würden wir uns sehr freuen, wenn wir sie hier veröffentlichen könnten.
Danke!
Lothar Schmidt
Der Beitrag zu Michel Schmidt ist entsprechend dem Hinweis korrigiert.
Lothar Schmidt
Hallo,
der Gefallene Michel Schmidt ist natürlich nicht
der Bruder von Malersch Sepp (Josef Schmidt),
sondern dessen Vater. Schmitz Jakob ist der älteste männliche Bürger von Niedersaubach.
Die älteste Bürgerin von Niedersaubach ist aber
die Schwiegertochter von Michel Schmidt, Elisabeth Schmidt, geb. 20.08.1913.
Laut Lebacher Familienbuch von G. Storb wurde er am 11.01.1921 vom Lebacher Amtsgericht für tot erklärt worden.