In der Hoffnung, durch die Errichtung eines Priesterhauses neben der Kapelle eine umfassende seelsorgerische Betreuung für die Filialgemeinde Niedersaubach-Rümmelbach zu erhalten, beschloss man im Mai 1951, mit dem Bau zu beginnen. Mit viel Eigenleistung und großer Spendenfreudigkeit der Gläubigen wurde das „Pfarrhaus“ 1954 fertig gestellt.
In diesem Haus lebten in den folgenden Jahrzehnten Priester, die als hauptamtliche Religionslehrer zunächst am Lehrerseminar, später an den Gymnasien unterrichteten. Diese Priester führten die Filialgemeinde fast wie eine eigenständige Pfarrei. Leider ging diese segensreiche Tradition 1988 zu Ende.
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Doch der Reihe nach: Im Jahre 1947 wurde in Lebach das kath. Lehrerseminar eröffnet. Im gleichen Jahre wurde der Pater Dr. Peter Adams als Religionslehrer bestellt. Sein Provinzial von den Missionaren der Heiligen Familie schreibt hierzu 1966 anlässlich seines Todes: „In der Nachkriegszeit, ab 1947, übernahm er mit Erlaubnis seiner Obern in Lebach eine schwere und verantwortungsvolle Arbeit. Dort war die einzige Lehrerbildungsanstalt des Saargebietes. Sie zählte 450 Seminaristen. In 12 Klassen hielt er wöchentlich je 2 Stunden Religion. In der Klasse VI noch 2 Stunden Religionsmethodik. Dazu kamen Arbeitsgemeinschaften und die Aufsicht in den Probelektionen.“
Dr. Adams wurde von seinen Seminaristen liebevoll „Junge“ genannt, weil er seine Schüler ausnahmslos so ansprach und sich damit die Mühe ersparte, sich alle die vielen Namen merken zu müssen. Wenn er während des Unterrichtes zu sehr ins Dozieren verfiel und er feststellte, dass die Aufmerksamkeit seiner Schüler nachließ, konnte er unvermittelt fragen: „Jungs, (bei dem s stieß er sich etwas) hab‘ ich euch den schon erzählt?“ „Nein, Herr Doktor“, brüllte dann die ganze Klasse. „Den Pater Leppich hat mal ein Atheist gefragt, womit der Teufel die Hölle heize. Der antwortete: Mit den Brettern, die ihr vorm Kopf habt!“ Jedes Mal brach dann ein ohrenbetäubendes Gebrüll los, so dass er sich genötigt sah, seine Schüler zu ermahnen: „Jungs, lacht doch nicht so laut!“ Der Doktor war unter seinen Schülern wegen seines hintergründigen Humors und des Verständnisses für seine „Jungs“ sehr beliebt.
Gelegentlich wandelte er auch weltvergessen durch das Schulgelände, ohne seine Umwelt wahrzunehmen. Deshalb schenkte man ihm anlässlich einer Karnevalsveranstaltung in der Aula eine Schutzhaube, die ihn vor Unfällen jeglicher Art bewahren sollte. Er nahm’s, wie man unschwer erkennen kann, mit Humor.
Dr. Adams knüpfte bereits im Jahre 1951 die ersten Bande mit der Filialgemeinde Niedersaubach. Er feierte am Sonntag mit den Gläubigen die hl. Messe und nahm auch andere Aufgaben eines Seelsorgers wahr. Er war wohl auch Initiator der jährlichen Auftritte des bekannten Seminarchores in der Antoniuskapelle. Im Jahre 1957 zog er zu „seiner Gemeinde“ ins Pfarrhaus ein. Bis dahin war er, wie viele seiner Kollegen, in einer Wohnung des Lehrerseminars in den alten Kasernen untergebracht.
Nachdem er nun inmitten seiner Gemeinde lebte, brachte er sich auch ganz ein. Zunächst ging er daran, die Kapelle innen zu sanieren und einen neuen Innenanstrich zu veranlassen. Eine neue Beleuchtung wurde installiert ebenso wie die erste Ölheizung.
Dazu musste ein Heizungsraum an die Kirche angebaut werden, was auch architektonisch als gelungen bezeichnet werden muss. Im Außenbereich mussten Stützmauern gebaut, eine Auffahrt zum Pfarrhaus angelegt und der Vorplatz der Kapelle mit dem Aufgangsbereich neu angelegt werden.
Eine besondere Herzensangelegenheit war ihm wohl die Anschaffung von vier neuen Glocken. Hierzu heißt es in der Chronik: „…Glockenweihe in Niedersaubach am 7. Dezember 1958: Die Dreifaltigkeits-, die Marien-, die Josefs- und die Antoniusglocke läuteten erstmals gemeinsam am Heiligen Abend des gleichen Jahres.“
Die Finanzierung all dieser Maßnahmen gelang ihm dank großzügiger Stiftungen und der Spendenbereitschaft seiner Gläubigen aus Niedersaubach und Rümmelbach. Dr. Adams war sich auch nicht zu schade, selbst mit der Spendenbüchse von Haus zu Haus zu gehen. Ich erinnere mich auch noch deutlich an einen der großen Kirchenbasare, deren Einnahmen einen gewichtigen Teil der Finanzierung darstellten. Besagter Basar wurde von der Dorfbevölkerung in dem Wiesengarten neben dem damaligen Gasthaus Krohn abgehalten. In einem mehrtägigen Volksfest erwirtschafteten die Niedersaubacher ansehnliche Mittel für ihre Kapelle.
Viele Buben der kath. Volksschule Niedersaubach waren Messdiener und lernten Dr. Adams, der jeden Morgen in aller Frühe eine Messe zelebrierte, näher kennen. Dr. Adams kümmerte sich sehr um seine Buben, wie er sich im Übrigen auch im Gemeindeleben engagierte. Er inszenierte Theateraufführungen, organisierte Ferienaufenthalte für Messdiener und kath. Jugend und erteilte, wenn notwendig, Nachhilfeunterricht in Deutsch oder Latein. Mit den Gläubigen seiner Filialgemeinde unternahm er Fahrten, z.B. nach Vianden. Wie aus dem Grußwort der Festschrift des Sängerfestes im Jahre 1960 zu ersehen, nahm er auch regen Anteil am Vereinsleben und wusste die Leistungen der Sänger zu würdigen.
Als das Kath. Lehrerseminar 1964 seine Pforten für immer schloss, musste auch Dr. Adams schweren Herzens seine Koffer in Niedersaubach packen. Er zog auf Anordnung seiner Obern nach Kruchten in der Eifel und wirkte dort bis 1966 als Pfarrer, als ihn unerwartet im Alter von 68 Jahren ein zu früher Tod ereilte.
Werner Schmidt,
ehemaliger Seminarist und Messdiener von Dr. Adams
P.S.:
Nachruf seines Provinzials
Westdeutsche Provinz der Missionare
von der Heiligen Familie
Hochwürdige Patres!
Ehrwürdige Fratres und Brüder!
Heimgerufen und in Christus entschlafen ist am Freitag, den 18. Februar 1966, Herr Pater Dr. Adams, im Krankenhaus zu Bitburg. Sein Ableben kam unerwartet schnell. Seine leibliche Schwester, die ihm im Pfarrhaus zu Kruchten den Haushalt besorgte, war im Sterben bei ihm. Niemand hatte gedacht, daß dem kleinen, zähen Mitbruder, der wöchentlich mehrmals über die Kruchtener Höhe nach Biesdorf zur Schule ging, eine verschleppte Lungenentzündung den Tod bringen würde.
Er war geboren zu Reinsfeld/ Hunsrück, am 4.11.98. Als er im Mutterhaus zu Grawe/ Holland studierte, erlebte er noch etwas von der Einfachheit der Gründerjahre.
Die Profess legte er am 16.11.23 ab, zuvor hatte er in Insbruck zum Dr. Phil. promoviert. Geweiht wurde er am 2.2.27, stand also im 40. Jahre seines Priestertums.
Nachdem er sein Staatsexamen in Latein und Griechisch abgelegt hatte, war er in unseren Schulen tätig.
In der Nachkriegszeit, ab 1947, übernahm er mit Erlaubnis seiner Obern in Lebach eine schwere und verantwortungsvolle Arbeit. Dort war die einzige Lehrerbildungsanstalt des Saargebietes. Sie zählte 450 Seminaristen. In 12 Klassen hat er wöchentlich je 2 Stunden Religion. In der Klasse VI noch 2 Stunden Religionsmethodik. Dazu kamen Arbeitsgemeinschaften und die Aufsicht in den Probelektionen.
In dankbarer Erinnerung wird er der Gemeinde Niedersaubach bleiben, mit der er während seines Lehrauftrages am Seminar im Verhältnis des „Gebens und Nehmens“ stand, (Phil. 4,15), wie es sich nur auf gegenseitiger Hochschätzung aufbauen kann.
Die Gemeinde Kruchten erhielt ihn als Pfarrer, als er seine Dienstaltersgrenze erreicht hatte. Mit der äußersten Genauigkeit eines Altphilologen alter Schule nahm er seine Geschäfte wahr. An der Biesdorfer Schule erteilte er bis zu seiner Krankheit Unterricht, ein Wunsch, der ihm den Abschied vom Seminar sicher erträglicher machte.
In großer Bescheidenheit und Schlichtheit ist P. Adams allzeit seine Wege gegangen. An seiner ersten Liebe zur Hl. Familie und an seinen Ordensgelübden hat er unentwegt festgehalten. Nach dem Augenschein und seiner äußeren Arbeit war er ein „Ferner“, nach seinem innersten Fühlen war er in seiner Gemeinschaft ein „Naher“. Er lebte konsequent nach der Ermahnung des Apostels an Titus: „Du selbst zeige dich als Vorbild in der Verwirklichung des Guten, durch Lauterkeit in der Lehre, würdigen Ernst und gediegen, unwiderlegliche Redeweise, damit der Gegner beschämt wird, weil er uns nichts Schlechtes nachsagen kann.“
Nun hat er als Priester und Lehrer „den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt – nun möge seiner harren der Siegeskranz der Gerechtigkeit, mit dem der Herr ihn als gerechter Richter an jenem Tage belohnen wird – und nicht nur ihn, sondern auch alle, die seinem Erscheinen in Liebe entgegenharren“ (2.Tim. 4,7.).
Wir bestatten ihn zur letzten Erdenruhe am Dienstag, den 22.2. um 10 Uhr auf dem Klosterfriedhof zu Ravengiersburg, wo er als junger Professor der Philosophie seine Lehrlaufbahn begann.
In Jesus, Maria und Josef ergeben
Provinzial, MSF