Aufbruch in den Argonnerwald

SR 3 berichtet
über Erinnerungskultur in unserem Dorf

Lisa Huth besuchte am 14. Juli für die Frankreich-Redaktion des saarländischen Rundfunks unser Dorf, um sich über unsere Veranstaltungen zur Erinnerung an den 1. Weltkrieg und die Opfer, die unser Dorf zu beklagen hatte, zu informieren.

Lisa Huth SR3 18-07-2014

Fotos: Manfred Mai

Ihr Beitrag wurde am 18. Juli im SR3-Mittagsmagazin „Aus der Region“ gegen 12:30 Uhr gesendet.

Hier die Verschriftlichung ihres Beitrages:

Anmoderation:
Der 1. Weltkrieg ist vor fast genau 100 Jahren ausgebrochen –daran wird in diesem Jahr allenthalben erinnert. Saarländer aus Niedersaubach bei Lebach bringen auf ihre eigene Weise die Geschichte in Erinnerung: Sie brechen morgen in den Argonner Wald auf. Dort haben sich die Deutschen und Franzosen vier Jahre lang gegenüber gelegen. Von zwei Soldaten aus Niedersaubach gibt es eine besondere Geschichte. Lisa Huth hat mit den Niedersaubachern geredet:

Musik: Ich hatt einen Kameraden, instrumental

Hier kann der Beitrag angehört werden! Er ist uns von Lisa Huth (alle Rechte vorbehalten dem SR) zwecks Veröffentlichung zur Verfügung gestellt worden, wofür wir ihr recht herzlichen danken!

Hans Schmitz: Für uns ist ganz wichtig, dass wir diese Menschen nicht vergessen, und vor allen Dingen auch unserer Jugend rüber tragen, dass Frieden nicht kostenlos zu kriegen ist.

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Hans Schmitz sagt das, vom Verein „Unser Niedersaubach“. Die Botschaft kommt rüber. Florian Wagner, 28, ist Löschbezirksführer in Niedersaubach und morgen auch auf der Fahrt mit dabei:

Florian Wagner, 28, Löschbezirksführer: Wir haben ja auch hier im Dorf junge Leute, die damals gefallen sind. Und ich denke, es ist nicht selbstverständlich, dass wir so lange hier friedlich zusammenleben und  Krieg, man sieht’s überall auf der Welt, der findet statt, und man muss daran erinnern, dass das auch hier bei uns vor der Haustür war.

300 Einwohner hatte Niedersaubach seinerzeit. 42 junge Männer wurden gezogen. 16 kamen nicht zurück. Ein hoher Blutzoll also für Niedersaubach. Zwei davon waren Freunde: Johann Schmidt und Johann Heinrich:

Lothar Schmidt: Die hann einander gegenüber gewohnt, vis-a-vis im Dorf.

Erzählt Lothar Schmitt. Sie waren 24 Jahre alt, am Ostrand des Argonner Waldes eingesetzt.

Lothar Schmidt: Sie sind beide gefallen, der eine im November, das berichtet dann der andere dann in einem Brief an den Dorfschullehrer,  und der andere im Februar 15.

Über Johann Schmitt schreibt auch sein Feldwebel nach Niedersaubach. Lothar Schmidt liest aus dem Brief vor.

Lothar Schmidt: Ich habe umso mehr die Pflicht dazu, weil Ihr Sohn es war, der mich, als ich selber verwundet war, verband, und aus dem Gefecht schaffte – dafür eben hat Johann Schmidt das Eiserne Kreuz erhalten. …

Die morgige Fahrt führt die Männer aus Niedersaubach in das Dörfchen nach Consenvoye. Das müsste jeder kennen, meint Lothar Schmidt:

Lothar Schmidt: weil sich auf diesem Friedhof am 22. September 84 Präsident Mitterand und Kanzler Kohl die Hände gereicht hatten.

Dort liegen also auch viele Niedersaubacher, weil die Franzosen schon früh damit begonnen hatten, die Gefallenen auf einem großen Friedhof zusammenzuführen und zu bestatten.

Lothar Schmidt: Auf diesem Friedhof sind beide wieder zufällig gelandet und zwar wieder einander gegenüber, wie sie gelebt hatten, wie sie miteinander aufwuchsen, als gute Freunde.

Auf den Gräbern wird ein Schwarz-Weiß Foto aufgestellt, auf dem zu sehen ist, wie nah die beiden Freunde in Niedersaubach beieinander wohnten.

         Musik: „ging an seiner Seite“

Lothar Schmidt: Danach wird dann unser Trompeter, den wir aus dem Dorf mitbringen, spielen, ich hatt einen Kameraden.

Dann! wird gegessen:

Lothar Schmidt: Ei, wir haben Verpflegung dabei, Lyoner, Weck und Bier, wie sie das gehört für einen Saarländer.

Anschließend fahren sie zum Bürgermeister von Consenvoye, der sie mit dem gesamten Gemeinderat empfängt.

Lothar Schmidt: Ffahren dann noch mal zurück in die Dorfkneipe, um dann das Ehrenbier zu trinken.

Dann wird bestimmt auch das Plakat ausgepackt, dass Ivica Maksimovic, der frühere Rektor der Hochschule für Bildende Künste in Saarbrücken und überzeugter Niedersaubacher Bürger, entworfen hat: Zwei Patronen. Eine gefüllt, aus der anderen wächst eine Blume.

         Musik: Trompetenschluss: ich hatt einen Kameraden

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