Unsere alte Linde

Bereits 1959 machte sich Neipler Nickel (Losheimer Pastor Nikolaus Gross, geboren in Niedersaubach am Burren) große Sorgen um unsere alte Linde oben auf dem Weiherberg. Diese Sorge schrieb er seiner alten Jugendfreundin Schneidersch Lisa (Elisabeth Thewes), die als Nonne in einem Wiener Kloster in Österreich lebte.

Er schrieb ihr: Unsere alte Linde ist todsterbenskrank.

Nun dürfen wir uns freuen, dass seine pessimistische Prognose anno 1959 nicht eingetreten ist. Sie hatte zwar im Laufe der letzten 62 Jahre erheblich ums Überleben zu kämpfen, strahlt aber weiterhin ihre majestätische Schönheit aus, die bereits von vielen Fotografen in unterschiedlichsten Bildern eingefangen wurde.

Yannick Schaan (Dörsdorf) und Manfred Queißer (Lebach) haben uns zwei Bilder überlassen, die sie dort der Tage aufgenommen haben. Yannick Schaan hat Richtung Westen am 21. Mai dieses Jahres den Sonnenuntergang an der alten Linde fotografiert. Manfred Queißer hat sie am 23. Mai dieses Jahres gegen Mittag Richtung Osten (im Hintergrund sieht man den Schaumberg) aufgenommen.

In diesen verregneten Mai-Tagen hat sie gut getrunken, sodass ihr Blattwerk voll im Saft steht.

© Yannick Schaan
© Manfred Qeisser

Über den Hintergrund des ursprünglich hier errichteten Kreuzes ist nicht viel bekannt. Richard Wagner hat es in seinem Buch „Lebacher Wegekreuze, Queisser Verlag, 2007“ erfasst. Es war wohl vor langer Zeit von der Familie Ney aus Rümmelbach am alten Kirchenpfad der Rümmelbacher hinunter in die Merzenbach auf dem Weg zur Lebacher Kirche und zur Lebacher Volksschule errichtet worden (die Niedersaubacher Volksschule ist ja erst 1901 und die Kapelle erst 1910 fertiggestellt worden).

Interessant ist, dass hier oben General von Haeseler (der Namensgeber der Lebacher Kaserne) gerne seine Truppen bei den jährlich stattfindenden Manövern im Raum Lebach inspizierte. Haeseler war Chef des 16. Armeekorps in Metz geworden (1890 – 1905); den Raum Lebach hatte er als junger Generalstabsoffizier im Rang eines Majors in der zweiten deutschen Armee bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges (1870 – 1871) kennengelernt. Lebach gehörte bei Kriegsausbruch am 17. Juli 1870 mit zum Aufstellungsraum der zweiten deutschen Armee, die sich Richtung Metz bewegen sollte, um den erwarteten Angriff der französischen Rheinarmee aufzuhalten. Haeseler hat später in seiner Funktion als Kommandeur des 16. Armeekorps die Geografie Lebachs für geeignet gehalten, den erwarteten neuerlichen Waffengang gegen Frankreich zu üben.

Egon Gross hat dabei eine von Josef Heinrich erzählte, köstliche Geschichte im Historischen Kalender 2015, der sich mit der Lebacher Militärgeschichte befasste, aufgeschrieben. Josef Heinrich hatte von den Alten im Dorf überliefert bekommen, dass General von Haeseler einmal nach seiner Heerschau oben bei der alten Linde mit seinem Generalstab durch Niedersaubach ritt und an Krohnen-Wirtschaft (Kneipe in der Nähe des Dorfbrunnens) vorbeikam. Er kehrte nun bei Krohnen ein, um mit seinen Männern zum Abschluss der Übung ein Bier zu trinken. Als er bezahlen wollte, soll der Krohnenwirt gesagt haben: „Für einen armen Soldatenmann hat der Krohnenwirt noch immer etwas übrig; ich werd mir auch noch das Bier von ihm bezahlen lassen.“

Aus dem Bewusstsein des Dorfes ist verschwunden, dass die Rümmelbacher und Niedersaubacher die Felder links des Feldweges von der Linde aus Richtung Rümmelbach (die Lacher Kupp) auch als „Paradestück“ bezeichneten.

Dankenswerterweise wird die Anlage rund ums Kreuz an der alten Linde seit einiger Zeit von Manfred Mai (Vorsitzender des Seniorenvereins Niedersaubach) und dessen Frau sehr schön gepflegt.

Hier sind nun noch – in der Reihenfolge – fünf eindruckvolle Bilder von Joachim Holz (Sonnenaufgang am 28. Mai 2021 um 05:45 Uhr), ein Bild von Thomas Rückher (Aufnahme vom 25. Mai 2021) und ein Bild von Petra Ferring (Sonnenaufgang im Mai 2021). Die Rechte an diesen Bildern sind den Genannten vorbehalten.

Petra Ferring (alle Rechte der gezeigten Bilder vorbehalten) hat uns wunderschöne Bilder unserer alten Linde überlassen, die sie in naher Vergangenheit gemacht hat. Das Herbstfoto ist vom 28. Oktober 2020, der Regenbogen ist vom 3. Februar 2021, und der Sonnenaufgang ist vom 2. Mai 2021.

Ganz in der Nähe unterhalb von Tanneck auf „Naulänner“ hat Ute Gross eine Aufnahme gemacht, die den Weg hinunter in die alten Erzgruben bei Tanneck zeigt. Etwas oberhalb bei Tanneck hatte die Gemeinde Niedersaubach-Rümmelbach in den 60er Jahren eine alte Erzgrube mit Hausmüll aufgefüllt.

© Ute Gross