Weihnachtsgruß anno 1870

Schmitz Martha hatte es als Mädchen von ihrer Mutter Katharina (Britz) oft gehört, und – man will es kaum glauben – hat es uns nach vielen Jahrzehnten aus dem Gedächtnis aufschreiben können.

Es handelt sich um ein Gedicht, dass ein junger Mann aus dem Schmitz-Haus (dem Schmitz/ Britz-Haus gegenüber in der Lach) 1870 als Soldat aus dem Deutsch-Französischen Krieg geschrieben hatte. Er sendete einen Weihnachtsgruß, nicht wissend, ob er heil in die Heimat zurückkehren würde. Auch wir wissen nicht, wer er genau war und ob er diesen Krieg überlebt hatte.

Wir wollen das Gedicht hier niederlegen:

Wer hätt‘ geglaubt, dass ich im Feld um Weihnacht‘ noch müsst steh’n,
dass ich ein Bäumchen, schön erhellt, bei Euch nicht würde seh’n.
Ich sehe nur der Sterne Schein hier in der finster’n Nacht
und möchte so gern in der Heimat sein, wo meiner jetzt wird gedacht.

Ich hab‘ mich wie ein Kind gefreut aufs Christfest noch und mehr
und dachte, dass um diese Zeit ich bei den Meinigen wär‘.
Oh Gott, es war ein süßer Traum; er ward mir nicht erfüllt,
die Sehnsucht nach dem heimischen Baum wird leider nicht gestillt.

Ich schau‘ in weite Fern‘ hinaus, und wie durch Zaubermacht
ist das geliebte Elternhaus vor meinen Geist gebracht.
Der Vater und die Mutter gut, wie sind sie mir jetzt nah‘
und beid‘ in einer Tränenflut, wie ich es niemals sah.

Sie stehen Hand in Hand gebeugt vor einem Bäumchen grün,
an dem sich gold’ner Lichtglanz zeigt, und fleh’n zum Ew’gen hin,
um ihren Mund schwebt ein Gebet voll Innigkeit und Schmerz,
für wen dies Fleh’n zum Ew’gen geht, sagt mir das eig’ne Herz.

Die Eltern sind bewegt durch Gram, weil ihr teurer Sohn
zum Christfest nicht nach Hause kam, wie sie hofften schon.
Wie lägen sie in meinem Arm‘, käm ich jetzt plötzlich hin.
Vergessen würde aller Harm, und Kummer rasch entfliehn.

Mit tausend Küssen kämen sie lächelnd auf mich zu.
Gibt’s eine Rückkehr, wann und wie, find‘ ich im Krieg die Ruh‘?
Ich Eurer Liebe eingedenk, send‘ über Berg und Tal
ich als ein kleines Christgeschenk Euch Grüße ohne Zahl.

Gott geb‘ Euch frohe Feiertag‘, Gesundheit, Heil und Glück,
und führe mich nach Kreuz und Plag‘ an Euer Herz zurück.
Ein guter Wunsch, Gott weiß allein, was seinen Kindern frommt,
dem einen Freud‘, dem andern Leid, was kommen soll, das kommt.

Nun sind die Kerzen längst verbrannt, und Zeit wird es zur Ruh‘.
Drum rufe ich aus fernem Land „Gute Nacht, gute Nacht!“ Euch zu.
Schlaft friedlich ein, wacht glücklich auf, und segnet noch den Sohn,
dann wird mir nach des Schicksals Lauf wohl nie ein Unglück droh’n.

Ein Engel halte treue Wacht bei Euch, Ihr Lieben mein,
und möge wie in dieser Nacht so immer bei Euch sein.
Noch einen lieben Kuss geschwind auf Euren süßen Mund,
ich bleib‘ Euch Euer braves Kind bis zu der letzten Stund‘.

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